Niederländischer Jesuit in Homs getötet - Motiv weiter unklar
KNA 07.04.2014
London (KNA) Der niederländische Jesuitenpater Frans van der Lugt (75) ist in der syrischen Enklave Homs am Montagmorgen von Unbekannten getötet worden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde der Geistliche in einem Kloster im Stadtviertel Bustan al-Diwan geschlagen und anschließend mit zwei Kopfschüssen getötet. Die Motive der Täter sind vorerst unklar. Nach Aussage des Gouverneurs der Provinz Homs, Talal al-Barazi, sollen Rebellen der Al-Nusra-Front Hinter dem Mord stehen. Das Provinzialat der Jesuiten für Belgien und die Niederlande in Brüssel sowie der Jesuiten-Flüchtlingsdienst bestätigten den Vorfall.
Van der Lugt, seit rund 50 Jahren in Syrien, hatte sich bis zuletzt geweigert, die umkämpfte Stadt zu verlassen, solange dort noch Hunger und Not herrschten. Auch nach der Ausreise von 1.400 Bewohnern unter Führung der UNO im Februar wollte er bei den verbleibenden Bewohnern ausharren. Angesichts der humanitären Krise hatte er Ende Januar die internationale Gemeinschaft in einer Videobotschaft der Untätigkeit angeklagt. "Es ist unmöglich, dass wir leiden und die Welt nichts tut", sagte er in dem über Youtube verbreiteten Beitrag.
Van der Lugt stammte aus Den Haag und wäre am 10. April 76 Jahre alt geworden. Er trat 1959 in den Jesuitenorden ein und lernte in den 60er Jahren im Libanon Arabisch. 1966 besuchte er zum ersten Mal Syrien, studierte anschließend in Lyon Psychologie und lebte ab 1976 ständig in Syrien, zunächst in Aleppo, dann Damaskus und schließlich Homs. Sein Engagement galt zunächst besonders der Bildung für die christliche Minderheit im Land. Später baute er ein Landwirtschaftsprojekt außerhalb der Stadt auf, um damit Jugendliche mit geistiger Behinderung zu unterstützen.
Seit Beginn der Kampfhandlungen in Syrien haben rund 400.000 Menschen Homs verlassen, darunter auch 60.000 Christen. Die von van der Lugt geleitete Jesuitenniederlassung in der Stadt wurde nach Darstellung des vatikanischen Pressedienstes Asianews in den vergangenen beiden Jahren zum Zufluchtsort für viele Menschen, die durch die Bombardierungen obdachlos geworden waren.
Obwohl zuletzt laut Berichten nur noch 66 Christen in Homs lebten, war der niederländische Ordensmann entschlossen, aus Solidarität mit ihnen zu bleiben. "Das syrische Volk hat mir so viel gegeben, soviel Freundlichkeit, Inspiration und alles, was sie haben. Wenn es jetzt leidet, will ich den Schmerz und die Schwierigkeiten mit ihnen teilen", sagte der Geistliche noch vor wenigen Wochen in einem Interview. Berichten zufolge versuchte van der Lugt, Nahrungsmittel für die hungernde Bevölkerung aufzutreiben. Unbestätigt blieb, dass er zuletzt für den Schutz der Zivilbevölkerung auch zwischen den in der Stadt eingeschlossenen Rebellen und der belagernden Armee zu vermitteln versuchte.
(KNA - okokr-89-00152)
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