Theologe Güzelmansur: Zahl von Erdogans Anhänger schwindet
KNA 05.02.2014
Frankfurt (KNA) Unter den in Deutschland lebenden Türken schwindet nach Ansicht des katholischen Theologen Timo Güzelmansur die Zahl von Anhängern Recep Tayyip Erdogans. Beim jüngsten Besuch des türkischen Ministerpräsidenten seien nur rund 3.000 Menschen zu einer Veranstaltung mit ihm gekommen, sagte Güzelmansur am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit Blick auf die Rede Erdogans im Berliner Tempodrom am Dienstagabend. Bei Erdogans Auftritt in Köln 2008 hätten noch 16.000 Zuhörer die Rede des Politikers verfolgt, so Güzelmansur weiter. "Das ist ein Indiz dafür, dass er nicht mehr so viele türkischstämmige Menschen begeistert." Als "Mudschahid Erdogan" hätten ihn offenbar vor allem Anhänger der umstrittenen Bewegung Milli Görüs gefeiert. "Dort hat er wohl seine meisten Unterstützer."
Kritisch beurteilte der Leiter der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) in Frankfurt die Religionspolitik des Ministerpräsidenten. Unter Führung Erdogans habe sich für die religiösen Minderheiten in der Türkei nicht viel getan. Speziell die Christen litten unter Benachteiligungen. "Letztendlich könnte man meinen, die Restriktionen im Hinblick auf die Christen zielten auf lange Sicht darauf hinaus, sie aus dem Land zu vertreiben", sagte Güzelmansur.
Zum Konflikt Erdogans mit der Bewegung von Fetullah Gülen sagte der türkischstämmige Theologe, dieser Konflikt sei schwer zu durchschauen. Die einstigen Weggefährten scheine etwas auseinander zu treiben. Der in den USA lebende Gülen hat laut Angaben Güzelmansurs in 140 Ländern ein Netzwerk von Anhängern aufgebaut. Die Bewegung transportiere eine Mischung aus türkisch geprägter Mystik und türkischem Nationalismus. In Deutschland würden dem Netzwerk rund 20 Schulen und 300 Nachhilfezentren zugeordnet.
Die Christlich-Islamische Begegnungs-und Dokumentationsstelle ist eine Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz und seit mehr als 30 Jahren im Dialog zwischen Katholiken und Muslimen aktiv.
(KNA -okmkp-89-00125)
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