Islamgelehrte in Pakistan verurteilen Steinigung von 25-Jähriger
KNA 02.06.2014
Lahore (KNA) Nach der Steinigung einer schwangeren 25-Jährigen hat der Ulema-Rat pakistanischer Islamgelehrter sogenannte Ehrenmorde verurteilt. Das Töten von Mädchen und Frauen im Namen der Ehre habe "nichts mit dem Islam zu tun", erklärte der Dachverband muslimischer Geistlicher und Theologen am Wochenende. Der Rat reagierte mit seiner Fatwa auf eine Bluttat am Dienstag in Lahore. Auf dem Weg zum Gericht, vor dem Farzana Parveen ihre Liebesheirat mit einem 45-jährigen Mann bekräftigen wollte, war sie von rund 20 Verwandten mit Ziegelsteinen erschlagen worden.
Derartige Morde seien durch die Lehren des Koran und der ihm folgenden Tradition in keiner Weise gedeckt, sagte der Generalsekretär des Rates, Zahid Mehmood Qasim, am Sonntag dem arabischen Sender Al Dschasira. Der Ulema-Rat wolle am Donnerstag zusammenkommen, um über die Frage sogenannter Ehrenmorde zu beraten.
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hatte sich "zutiefst schockiert" über die Steinigung Parveens geäußert und die Regierung zu "dringenden und harten Maßnahmen" aufgerufen. Solche Taten blieben zu oft ungesühnt oder würden mit "absurd leichten Strafen" geahndet. Es sei Sache des Staates und der Justiz, "ernsthaft an der Abschreckung solcher Verbrechen zu arbeiten und sicherzustellen, dass Täter vor Gericht gebracht werden". Zugleich kritisierte sie den Begriff "Ehrenmord": "Es ist nicht die leiseste Spur von Ehre darin, eine Frau so umzubringen", sagte Pillay in Genf.
Nach Angaben der pakistanischen Menschenrechtskommission fielen allein im vergangenen Jahr 869 Frauen derartigen Morden zum Opfer. Pakistan weist nach UN-Angaben weltweit die höchste Rate von Gewalt gegen Frauen auf. Die Vereinten Nationen riefen in drei getrennten Resolutionen 2001, 2003 und 2005 dazu auf, durch Gesetzgebung, Bildung und soziale Maßnahmen gegen sogenannte Ehrenmorde vorzugehen und Täter zu bestrafen.
(KNA - okqkl-89-00037)
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