Grünes Licht für Islam-Zentrum in Münster
KNA 24.04.2014
Von Hermann Horstkotte (KNA)
Münster (KNA) Nach mehr als zwei Jahren Stillstand ist der Weg für den Auf- und Ausbau des Zentrums für islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster frei. Jetzt können neue bekenntnisgebundene Studiengänge, Studien- und Prüfungsordnungen eingeführt und Professuren besetzt werden. Das beschloss der Senat der Hochschule, das höchste Entscheidungsgremium der Lehrenden und Lernenden, am Mittwochabend durch eine Neuregelung für den "konfessionellen Beirat für Islamische Theologie". Dieses Gremium soll über die Glaubenstreue in Lehre und Forschung wachen, wie das die Kirchen bei den christlichen Theologien an allen eigentlich religiös neutralen Hochschulen tun.
Die Aufgaben des muslimischen Wächterrates übernimmt nun bis auf weiteres, längstens bis Ende 2015, der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM). Er ist der Zusammenschluss von vier großen muslimischen Verbänden in Deutschland, darunter die regierungsnahe Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) mit bundesweit rund 900 Moscheegemeinden.
Die Münsteraner Satzungsänderung wurde "mit acht Stimmen bei drei Gegenstimmen und einer recht hohen Anzahl an Enthaltungen beschlossen", wie Uni-Sprecher Peter Wichmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. Die "Übergangsregelung" sei eine "pragmatische Lösung", um "Handlungsfähigkeit am islamischen Theologie-Zentrum herzustellen". Die war bislang dadurch blockiert, dass der konfessionelle Beirat seit 2011 kein einziges Mal zusammengetreten war. Denn wiederholt hatte der Verfassungsschutz Zweifel an der Grundgesetztreue einzelner Kandidaten. Darüber hinaus verhinderten "Terminschwierigkeiten" eine Zusammenkunft.
"Die Zusammenarbeit zwischen den Islam-Verbänden und der Uni Münster in einem religiösen Beirat ist definitiv gescheitert", hatte der damalige KRM-Sprecher Bekir Alboga schon Anfang März gegenüber der KNA erklärt. In der jetzt gefundenen Übergangslösung ist der KRM stärker denn je. Im Beirat hatte er nur die Hälfte der Sitze, die anderen Mitglieder schlug die Uni selber vor. Künftig aber hat die Hochschule auf Seiten der Religionswächter keine Stimme mehr, dafür ist vielmehr der KRM allein zuständig.
Der Dachverband wird damit wie eine Religionsgemeinschaft behandelt. Nicht zuletzt kann er "aus religiösen Gründen" künftig auch die Berufung von Professoren ablehnen oder ihre Abberufung verlangen. Einen bundesweit bekannten Problemfall gibt es schon seit vergangenem Dezember. Damals bezeichnete der KRM die Zusammenarbeit mit dem als reformorientiert geltenden Münsteraner Theologen und Leiter des ZIT, Mouhanad Khorchide, als "zerrüttet und irreparabel beschädigt". Es bleibt spannend, wie die Zusammenarbeit nach dem Münsteraner Neustart weitergehen kann.
(KNA - okomo-89-00033)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.