Integrationsbeauftragter: Flüchtlinge nach Religionen trennen
KNA 12.08.2014
Berlin (KNA) Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Landesregierung, Martin Neumeyer (CSU), fordert die getrennte Unterbringung von Flüchtlingen nach Religionszugehörigkeit. Zuvor waren in Bayern christenfeindliche Übergriffe unter Asylsuchenden bekannt geworden.
"Die von mir geforderte getrennte Unterbringung von Flüchtlingen nach Religionszugehörigkeit aus Ländern wie Syrien und dem Irak, aber auch Tschetschenien und Afghanistan mag organisatorisch nur schwer zu bewerkstelligen sein", sagte Neumeyer der "Welt". Da Religionsfreiheit herrsche, stieße so eine Trennung möglicherweise auf Vorbehalte. "Ich möchte aber mit dieser Forderung auch die Mitarbeiter der Asylsozialberatung und die zahlreichen freiwilligen Helfer in dem Bereich sensibilisieren, auf entsprechende Vorfälle entschieden zu reagieren."
Nachdem es Mitte Juli nach religiös motivierten Ausschreitungen unter Asylsuchenden in Niederbayern in einer Eilaktion zur räumlichen Trennung von christlichen und muslimischen Flüchtlingen gekommen war, lösten danach ähnliche Fälle in Bayern Aufsehen aus. Durch einen Bericht des Bayerischen Rundfunks war etwa der Fall einer christlichen irakischen Familie publik geworden. Diese war nach Auseinandersetzungen mit Islamisten in Bayern wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt.
Max Klingberg, Experte für Religionsfreiheit und islamisches Recht bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGfM), sagte der "Welt", aus seiner Erfahrung seien Übergriffe auf christliche Asylbewerber in Deutschland kein Massenphänomen, aber auch keine Seltenheit. Religionswechsler seien ungleich stärker betroffen als andere christliche Flüchtlinge. "Bei christlichen Konvertiten aus muslimischen Ländern geht die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Übergriffen oder Mobbing in Deutschland zu werden, gegen 100 Prozent. Das gilt natürlich nur, wenn die Konvertiten ihren Glauben auch öffentlich machen, was viele nicht tun." In den 14 Jahren, in denen er mit Flüchtlingen zusammenarbeite, habe er die Erfahrung gemacht, dass die Täter häufig Flüchtlinge aus Afghanistan seien.
(KNA - oksll-89-00127)
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