NRW-Verfassungsschutz rechnet mit mehr radikalen Salafisten

KNA 13.03.2014
Düsseldorf (KNA) Nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes wird die Zahl der radikalen Salafisten weiter ansteigen. Den salafistischen Gruppierungen gelinge es, durch "andauernde und intensive Propaganda- und Rekrutierungsarbeit" immer wieder neue Anhänger zu werben, heißt es in einem am Dienstag in Düsseldorf bekanntgewordenen Bericht von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) an den Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags. Dabei werde das Verhalten der islamistischen Szene in Europa und Deutschland insbesondere durch den anhalten Bürgerkrieg in Syrien "besonders stark beeinflusst". Der grausame Bürgerkrieg werde von gewaltbereiten Salafisten im Internet "verklärt und idealisiert".
Derzeit gehen die Behörden in NRW von etwa 1.500 extremistischen Salafisten aus, bundesweit wird ihre Zahl auf 5.500 geschätzt. "Nach jetzigem Stand ist zu vermuten, dass die Zahl auch 2014 weiter ansteigen wird", schreibt der NRW-Innenminister an den Landtags-Ausschuss. Laut Verfassungs-schutz sind bundesweit insgesamt 290 Personen nach Syrien mit dschihadistischer Motivation ausgereist, um sich dort als "Gotteskrieger" im Kampf mit der Waffe ausbilden zu lassen oder selbst am Bürgerkrieg teilzunehmen. In NRW waren in den vergangenen beiden Jahren insgesamt 110 solcher Ausreisen registriert worden. Rund zwei Drittel der Ausgereisten blieben länger als vier Monate in den Krisen- und Kampfgebieten. Bisher liege die Zahl der nach NRW zurück gekehrten Dschihadisten "im einstelligen Bereich".
Es müsse davon ausgegangen werden, dass weitere gewaltbereite Salafisten aus Syrien nach Deutschland zurückkehrten, erklärte Jäger. Es gebe Anhaltspunkte dafür, "dass sie sich in Syrien weiter radikalisiert haben und im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult worden sind". Ihre Teilnahme an Kampfhandlungen habe möglicherweise "zu einer Verrohung" geführt. Es sei damit zu rechnen, dass einige der "Gotteskrieger" traumatisiert zurückkehrten und damit "in ihrer weiteren Entwicklung und Motivation unberechenbar" seien.
Als eine neue Hochburg der Salafisten-Szene gilt laut Jäger die Ruhrgebietsstadt Dinslaken. Dort habe der Staatsschutz 22 Personen identifiziert, die als radikale Salafisten gelten. Gegen acht Mit-glieder der Gruppe würden bei den Staatsanwaltschaften Duisburg und Düsseldorf sowie beim Generalbundesanwalt Strafermittlungsverfahren geführt. Inzwischen seien umfangreiche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr eingeleitet. Im familiären Umfeld der Verdächtigen habe die Polizei "Gefährderansprachen" durchgeführt und die betroffenen Eltern entsprechend sensibilisiert.
Salafisten orientieren sich an den "Vorfahren", arabisch "salaf", womit die ersten drei Generationen von Muslimen gemeint sind, die nach ihrer Überzeugung den "reinen Islam" der Frühzeit während und kurz nach den Offenbarungen Mohammeds lebten. Anhänger der extremistischen Gruppierung streben einen Gottesstaat an.
(KNA - oknlm-89-00178)

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