Muslime in SPD vernetzen sich - Laizisten wollen eigenes Forum
KNA 17.02.2014
Berlin/Waiblingen (KNA) Nach der Gründung des bundesweit ersten Arbeitskreises von Muslimen in einer Partei fordern nun auch die Laizisten in der SPD ein eigenes Gremium. Die Gründung des Arbeitskreises Muslime sei angesichts der wachsenden Bedeutung des Islam konsequent, teilte der Sprecherkreis der "SPD-Mitglieder für die Trennung von Staat und Religion" am Sonntag in Waiblingen mit. Angesichts von schätzungsweise 100.000 konfessionslosen SPD-Mitgliedern sei nun aber auch die Gründung eines Arbeitskreises von Laizisten geboten: "Schließlich sollte die gesellschaftliche Vielfalt auch innerparteilich abgebildet werden."
In der SPD gibt es bereits einen Arbeitskreis von Christen sowie einen von Juden. Die offizielle Gründung des Arbeitskreises Muslime in der SPD wurde am Freitagabend vollzogen. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende und Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, bezeichnete die Initiative als "hoffnungsfrohes Signal".
Der Arbeitskreis soll nach eigenen Angaben die politische und gesellschaftliche Partizipation von Muslimen stärken. Zum Initiatorenkreis gehören die Paderborner Religionspädagogin Tuba Isik sowie Lydia Nofal, die sich in Berlin jahrelang als Projektkoordinatorin für das "Netzwerk gegen Diskriminierung von Muslimen" engagierte und derzeit für das Projekt "Juma" (Jung, muslimisch, aktiv) arbeitet. Im Bundestag geben bei der SPD neben Özoguz zwei weitere Abgeordnete den Islam als ihre Religion an.
Özoguz, die sich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Wieviel Religion braucht eine Gesell-schaft?" äußerte, betonte, die Idee zur Gründung eines solchen Kreises sei nicht neu. Die Debatte über den SPD-Politiker Thilo Sarrazin und dessen vor vier Jahren erschienenes Buch "Deutschland schafft sich ab" sei ein Grund dafür gewesen. Kritik an einer Religion müsse immer erlaubt sein; aber, so fragte sie: "Wie sehr darf man eigentlich Menschen kategorisch diskriminieren?"
Der Erlanger Islamwissenschaftler Mathias Rohe, der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnahm, bezeichnete den neuen Arbeitskreis als "weiteren Schritt in Richtung Normalität" für das religiöse Leben in Deutschland. Der Kreis könne selbstverständlich keine Entscheidungen treffen, aber Wissen bündeln und eine bestimmte Stimme verstärken. "Wir müssen einfach sehen: Wir sind ein säkularer Staat, aber mit einer christlichen Tradition", so Rohe. Das bedeute, dass die Angehörigen der Mehrheitsreligion es vielfach leichter hätten.
(KNA - okmlq-89-00041
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