Bischöfe besorgt über Polarisierung in Flüchtlingsdebatte
KNA 12.11.2015
Freising (KNA) Die bayerischen katholischen Bischöfe beobachten mit Sorge eine zunehmende Po-larisierung in der Diskussion über Flüchtlinge. Die Gesellschaft benötige "eine differenzierte und ehr-liche Debatte, wie sie die Integrationsleistung erbringen will, wie viele Menschen in unserem Land aufgenommen werden können, welche Folgen dies für Wirtschaft und soziale Sicherungssysteme haben könnte", erklärte die Freisinger Bischofskonferenz am Donnerstag nach ihrer Herbstvollversammlung. Die politisch Verantwortlichen müssten sich dieser Frage gemeinsam konstruktiv stellen.
Der Vorsitzende der Konferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, nannte "täglich neu entfesselten Streit, Aufgeregtheiten und das ständige Entwerfen von Worst-Case-Szenarien nicht so hilf-reich". Gerade von einer großen Koalition erwarte er, dass die wichtigsten Verantwortlichen gemeinsam eine Linie festlegten. Alle Beteiligten sollten "verbal runterkommen". Statt in einer Art Pingpong-spiel öffentlich nach Schuldigen für manches Problem zu suchen, müsse gemeinsam an den Problemen gearbeitet werden. Dazu müssten auch die Folgen des eigenen Handelns abgeschätzt wer-den, allerdings nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Flüchtlinge selbst.
Als "abwegig" wies der Kardinal den Vorwurf an die Kirchen zurück, sie würden an der Vermietung von Flüchtlingsunterkünften verdienen. Diese Debatte sollte "schleunigst" beendet werden. Die Kir-che stelle zwar viele Unterkünfte zur Verfügung, Immobilien seien für sie aber nicht das Hauptthema. "Wir wollen Menschen begleiten", betonte Marx. In diese Aufgabe werde die Kirche massiv investie-ren. Dazu benötige sie genauere Informationen darüber, welche Menschen auf Dauer in Deutschland blieben und welchen Bedarf sie hätten. Ohne belastbare Zahlen blieben viele Diskussionen sehr oberflächlich.
Marx verwies auf das bereits bestehende große Engagement der Kirche. Zehntausende Katholiken in Bayern setzten sich haupt- oder ehrenamtlich für Flüchtlinge ein, nicht wenige schon seit Jahren. Unter dem Dach von Caritas und Kirche existierten viele beispielhafte Projekte. So habe eine Stu-denteninitiative der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) für Flüchtlinge unlängst den Bürgerpreis des Landtags erhalten. An der KU sei außerdem der Aufbau eines Kompetenzzentrums für Flucht und Migration geplant. Bis zu diesem Herbst habe die Caritas mit ihren Fachverbänden zudem rund 2.500 Plätze für minderjährige Flüchtlinge geschaffen.
(KNA - plllm-89-00169)
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