Kardinal Marx: Gewalt nicht mit noch mehr Gewalt beantworten
KNA 23.11.2015
Freising (KNA) Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat angesichts der terroristischen Bedrohung vor einer Spirale der Gewalt gewarnt. Stattdessen sollte die europäische Gesellschaft in der Konfrontation mit religiös motivierter Gewalt das Christentum wieder neu entdecken, sagte der Erzbischof am Samstag beim Korbiniansfest in Freising. "Ja, es braucht eine Wiederentdeckung des Christlichen in Europa, aber in einer neuen Tiefe." Gewalt sei nie eine Lösung, auch wenn der Einsatz polizeilicher und militärischer Mittel zum Schutz erlaubt sei.
Marx verwahrte sich jedoch ausdrücklich dagegen, in diesem Zusammenhang von einer so genannten Verteidigung des christlichen Abendlandes zu sprechen. Es gelte, stärker in die Tiefen des eigenen Glaubens zu gehen, um das Evangelium neu zu entdecken. "Es ist eine Quelle der Kraft und es gehört zur Signatur Europas", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Es dürfe nicht bloß eine Tradition fortgeführt werden oder das Christentum als "politisches Programm der Abgrenzung, der Mauern und Schießscharten" missverstanden werden.
Europa sei oft selbst von seiner christlichen Prägung abgewichen, erklärte der Erzbischof. Als Bei-spiel nannte er den auf Vernichtung angelegten Feldzug Nazi-Deutschlands gegen Polen, der auch von getauften Christen geführt worden sei. In diesem Zusammenhang erinnerte er an den Brief-wechsel zwischen polnischen und deutschen Bischöfen vor 50 Jahren, der als Beginn der Versöhnung beider Länder gilt. Aus Anlass dieses Jubiläums traf am Sonntag eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz im polnischen Czestochowa (Tschenstochau) mit der Polnischen Bischofs-konferenz zusammen.
An dem Festgottesdienst zu Ehren des Bistumspatrons Korbinian nahm auch traditionell eine Gruppe der südlich von Paris gelegenen französischen Partnerdiözese Evry-Corbeil-Essonnes teil. In einer in Deutsch und Französisch gehaltenen Ansprache versicherte Marx ihnen die Verbundenheit zu. Au-ßerdem wurde im Gottesdienst insbesondere für die Terroropfer und ihre Angehörigen gebetet. Der heilige Korbinian, im 7. Jahrhundert im französischen Arpajon geboren, war der erste Bischof der Diözese Freising, der heutigen Erzdiözese München und Freising. Als 1966 die französische Diözese Evry-Corbeil-Essonnes gegründet wurde, auf deren Gebiet der Geburtsort Korbinians liegt, wurde er auch ihr Patron.
(KNA - pllmm-89-00003)
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