Kirchenführer fordern Schutz der Al-Aksa-Moschee
KNA 21.09.2015
Jerusalem (KNA) Die Kirchenführer in Jerusalem haben angesichts eines "Klimas der Gewalt" ungehinderten Zugang für Muslime auf den Tempelberg verlangt. Die drei Patriarchen und zehn weitere hohe Kleriker äußerten am Montag in einer gemeinsamen Erklärung "tiefe Sorge" über gewalttätige Ausschreitungen auf dem Areal des Felsendoms und der Al-Aksa-Moschee. Wer die Kontrolle über die Heiligen Stätten habe, müsse die traditionellen Zugangs- und Nutzungsrechte vollauf respektieren.
Jede Veränderung dieses so genannten Status quo, eines Regelwerks aus dem 19. Jahrhundert, könne "unabsehbare Konsequenzen" haben, schreiben die Kirchenführer, unter ihnen der katholische Patriarch Fouad Twal. Wörtlich heißt es weiter: "Die Muslime haben Recht auf freien Zugang zur Al-Aksa-Moschee und müssen dort beten dürfen." Das jordanische Königshaus habe eine besondere Rolle für den Schutz der Heiligen Stätten in Jerusalem und im übrigen Heiligen Land, unterstrichen die Patriarchen und Bischöfe.
Bei Zusammenstößen im israelisch besetzten Ostteil Jerusalems waren Ende vergangener Woche laut Medienberichten mehr als 20 Palästinenser und 3 Polizisten verletzt worden. Zuvor war ein Autofahrer in Jerusalem tödlich verunglückt, nachdem sein Fahrzeug offenbar mit Steinen beworfen wurde. In Reaktion auf die Unruhen verbot Israel am Freitag Arabern unter 40 Jahren den Zutritt zum Tempelberg.
Zugleich hatten israelische Behörden zum jüdischen Neujahrsfest die Anhöhe für jüdische Besucher freigegeben. Die Regierung verwies auf die Religionsfreiheit. Muslime betrachten dies aber als Versuch Israels, Vorherrschaft über die drittheiligste islamische Stätte zu gewinnen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Sonntag, den Status quo auf dem Tempelberg nicht antasten zu wollen.
Auf dem Tempelberg, arabisch "Haram al-Scharif", kommt es immer wieder zu Provokationen und Ausschreitungen. Die Anhöhe ist für Juden und Muslime eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel. Seit dem 7. Jahrhundert erhebt sich dort der Felsendom, der unter anderem an die nächtliche Himmelsreise Mohammeds erinnert.
(KNA - pktml-89-00089)
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