Was drei Religionsführer für den Frieden in Zentralafrika tun
KNA 02.09.2015
Von Joachim Heinz (KNA)
Aachen (KNA) Dieudonne Nzapalainga, Oumar Kobine Layama und Nicolas Geurekoyame-Gbangou: Diese drei Namen waren - nicht nur wegen ihres exotischen Klangs - einem breiten deutschen Publikum bislang eher unbekannt. Das dürfte sich zumindest bei Nzapalainga und Layama ein wenig geändert haben. Der katholische Erzbischof von Bangui und der Präsident des Islamischen Rates der Zentralafrikanischen Republik erhielten am Dienstagabend den Aachener Friedenspreis; zusammen mit drei marokkanischen Studenten, die sich in ihrem Heimatland für Flüchtlinge engagieren.
Wie geht es jenen Menschen, die es nicht bis nach Nordafrika schaffen, geschweige denn bis nach Europa? Nzapalainga und Layama, die sich gemeinsam mit Geurekoyame-Gbangou, dem Präsidenten der Evangelischen Allianz, für den Friedensprozess in ihrer Heimat, der Zentralafrikanischen Republik engagieren, erzählen von einem düsteren Kreislauf um Macht und Rohstoffe, der sich so oder ähnlich in vielen Ländern auf den Schwarzen Kontinent abspielt. Seit Ende 2012, als die muslimisch geprägte Rebellengruppe Seleka den Präsidenten Francois Bozize und seine christliche Führungsclique aus dem Amt jagte, kommt das Land kaum zur Ruhe.
Religion werde dabei lediglich vorgeschoben, betonen der Erzbischof und der Imam im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Vetternwirtschaft, soziale Ungleichheit und eine Vielzahl an Mängeln von fehlender Infrastruktur bis hin zu einem lückenhaften Bildungswesen hätten Unmut unter den rund 5,3 Millionen Einwohnern, geschürt, deren Durchschnittsalter bei gerade mal 19 Jahren liegt. "Dann gehen jene, die sich benachteiligt fühlen, in die Opposition, revoltieren - und der Hass kommt wie von selbst. Die Gegner werden zu Tieren erklärt, die man vernichten muss", sagt Layama.
Es gilt das Recht des Stärkeren, wie Nzapalainga ergänzt. "Wenn jemand an die Macht kommt, dann nur über einen Staatsstreich. Und wenn es einen Staatsstreich gibt, dann gibt es einen Waffenstillstand und Straffreiheit. Und das sorgt dann wieder für neue Konflikte." Dabei ist die Zentralafrikanische Republik reich an Rohstoffen. Doch dieser Reichtum sei ungleich verteilt. An die europäischen Staaten appellieren der Imam und der Erzbischof daher, den Druck auf Afrikas Machthaber zu erhöhen und beispielsweise Rechenschaft über den Verbleib von Entwicklungshilfegeldern zu fordern.
Einstweilen, so scheint es, ist der Westen mit den vielen anderen Krisen in der Welt beschäftigt und teilweise wohl auch überfordert. Gibt es dennoch Hoffnung für die Zentralafrikaner? Ja und nein. Die Wahlen, von der Übergangsregierung unter Catherine Samba-Panza mehrfach aufgeschoben und laut Medienberichten nun auf den 18. Oktober terminiert, zählt Erzbischof Nzapalainga nicht dazu. "Wir haben in der Vergangenheit schon viele Wahlen gehabt. Die Resultate sind bekannt."
Hoffnungszeichen, das sind für den Kirchenmann eher: "Dass in einigen Gegenden unseres Lanes nicht mehr geschossen wird; dass Leute wieder auf den Markt gehen; dass sie anfangen, offen über Politik zu sprechen." Und dann gibt es da noch den für November terminierten Besuch von Papst Franziskus. "Wir hoffen, dass dieser Mann des Friedens, der die Ideale von Armut und Einfachheit vorlebt, die Zentralafrikaner dazu bringen kann, sich wieder zusammenzutun", sagt Nzapalainga. Mit seinen Mitstreitern Imam Layama und Pastor Geurekoyame-Gbangou wird Nzapalainga unterdessen weiter für den Frieden kämpfen. Ohne Gewalt, aber mit aller Entschlossenheit. Sie hoffen, dass der Aachener Friedenspreis den Menschen zeigt, dass es in Afrika und andernorts sehr wohl religiöse Führer gibt, die sich für den Frieden engagieren, wie es der Imam formuliert. Das ist angesichts all der Nachrichten über Terror und Fundamentalismus die wohl wichtigste und positivste Botschaft.
(KNA - pktkl-89-00228)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.