Vatikan will sich keinen "Hickhack" mit Erdogan liefern
KNA 16.04.2015
Vatikanstadt (KNA) Der Vatikan will sich nach Worten seines Sprechers Federico Lombardi nicht auf einen "Hickhack" mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einlassen. "Wenn es von türkischer Seite Reaktionen gab, nehmen wir das zur Kenntnis", sagte Lombardi mit Blick auf die Papstschelte durch Erdogan am Mittwoch vor Journalisten im Vatikan. Man werde aber "aus der Sache keinen Streitfall" machen, so der Jesuit.
Papst Franziskus hatte am Sonntag die Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren als "Völkermord" bezeichnet. Erdogan nannte dies am Dienstag einen "Unsinn" und warnte den Papst vor einer Wiederholung seiner Aussage. Die Türkei rief in Reaktion auf die Predigt ihren Botschafter beim Heiligen Stuhl zu Beratungen nach Ankara. Lombardi bekräftigte am Mittwoch, man werde inhaltlich nicht zurückrudern. Der Vatikan habe in dieser Frage "eine sehr präzise und konsequente Linie". Im Übrigen sei "sonnenklar", dass Franziskus lediglich einen früheren vatikanischen Sprachgebrauch aufgegriffen habe.
So habe Franziskus in seiner Predigt am Sonntag ausdrücklich auf eine gemeinsame Erklärung seines Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005) und des armenischen Kirchenoberhaupts Karekin II. bezogen, die ebenfalls den Begriff Völkermord benutze. Zudem habe Franziskus positiv auf "den Wunsch nach Versöhnung und Dialog zwischen dem türkischen und dem armenischen Volk" verwiesen, so der Sprecher.
Als "interessant" bezeichnete Lombardi einen Hinweis Erdogans, eine gemeinsame Historikerkommission zum Schicksal der Armenier einsetzen zu wollen. Dazu habe womöglich die Predigt des Papstes "einen zusätzlichen starken Impuls gegeben", so der Vatikansprecher.
(KNA - pkolp-89-00183)
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