Zentralrat der Juden sieht Massaker an Armeniern als Völkermord
KNA 15.04.2015
Berlin (KNA) Der Zentralrat der Juden hat die Bundesregierung zur Anerkennung des Massakers an den Armeniern als Völkermord aufgefordert. "Vor 100 Jahren wurden im Osmanischen Reich auf Befehl der Regierung mehr als eine Million Armenier deportiert. Sie wurden direkt ermordet oder verhungerten und verdursteten in der Wüste", sagte Präsident Josef Schuster am Mittwoch dem Berliner Tagesspiegel (Donnerstag).
Die Bundesregierung stehe in besonderer Verantwortung, weil auch deutsche Offiziere Mittäter gewesen seien, sagte Schuster. "Hitler hat sich später den Völkermord an den Armeniern quasi zum Vorbild für die Vernichtung der Juden genommen." Außerdem müsse sich die Türkei mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
Auch Papst Franziskus hatte die Verfolgung der Armenier jüngst als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts" bezeichnet und damit scharfen Protest der türkischen Regierung und Öffentlichkeit hervorgerufen. Schuster sieht darin eine Chance, die Türkei zur Aufarbeitung zu bewegen, wenn weitere Staaten den Worten des katholischen Kirchenoberhauptes folgen würden.
Anlässlich des Jahrestags am 24. April ist auch eine Debatte im Bundestag vorgesehen. Regierung und Opposition sind sich uneinig über die Bewertung der Geschehnisse.
(KNA - pkolp-89-00140)
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