Libanons Religionsführer fordern Präsidentschaftswahlen
KNA 31.03.2015
Beirut (KNA) Libanons Religionsführer haben zu raschen Präsidentschaftswahlen aufgerufen. Das derzeitige Vakuum bedrohe die Souveränität und Sicherheit des Landes und lähme alle öffentlichen Einrichtungen, zitieren libanesische Medien (Dienstag) aus einer gemeinsamen Erklärung der Religi-onsführer. Diese hatten sich zuvor zu religionsübergreifenden Gesprächen am Amtssitz des maronitischen Patriarchen, Kardinal Bechara Rai, in Bkerke nördlich von Beirut getroffen. Ein maronitisch-christlicher Präsident sei ein Garant der Koexistenz im Land und symbolisiere den Einbezug der Christen in das öffentliche Leben, heißt es in der Erklärung.
Die Teilnehmer beklagten darüber hinaus die humanitären Folgen der Konflikte in Syrien und im Irak und forderten die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. Besonders die unkontrollierte Einreise von Flüchtlingen in den Libanon belaste das Land über seine Kapazitäten. Konkret beklagten die christlichen und muslimischen Führer die Belastung des Wohnung- und Arbeitsmarktes, des Gesundheits- und Bildungssystems, des Verkehrs und der Nahrungsversorgung. Der Libanon brauche eine größere internationale Unterstützung zur Bewältigung der Krise.
Die Geistlichen sprachen der Armee ihre unbedingte Unterstützung aus, um das Eindringen islamistischer Kräfte in den Libanon zu verhindern. Ferner forderten sie einen "kulturellen, erzieherischen und politischen" Kampf gegen den Terrorismus in der Region. Die moderaten Kräfte müssten zusammenstehen und ihre Positionen stärken. Laut Berichten soll das christlich-muslimische Spitzen-treffen zu einer festen Einrichtung werden und im vierteljährlichen Rhythmus stattfinden.
Der Libanon ist seit zehn Monaten ohne Staatsoberhaupt, weil sich das prowestliche Bündnis "Allianz des 14. März" und die zu Syrien orientierte "Allianz des 8. März" nicht auf einen Nachfolger für den am 25. Mai zurückgetretenen Michel Suleiman einigen können. Seit Monaten wird zudem über ein neues Wahlgesetz debattiert.
Das politische System im Libanon beruht auf der Aufteilung der Macht unter den verschiedenen konfessionellen Gruppen des Landes. So sieht die "konfessionelle Parität" eine gleichstarke Vertretung von Muslimen und Christen im Parlament mit je 64 Sitzen vor. Nach einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten, der Ministerpräsident ist Sunnit und der Parlamentspräsident Schiit.
(KNA - pknnl-89-00044)
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