Schavan und Weil würdigen Niedersachsenkonkordat
KNA 27.02.2015
Hannover (KNA) Die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, hat Religionsfreiheit als grundlegend für die Integrationsfähigkeit der Gesellschaft bezeichnet. Der Staat habe ein Interesse daran, "dass im Sinne der friedlichen Koexistenz verschiedener Religionen in einer modernen Gesellschaft die Bereitschaft und Fähigkeit zum Dialog gefördert wird", sagte sie am Donners-tagabend beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Land Niedersachsen in Hannover.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte das Konkordat als eine Erfolgsgeschichte. Mit ihm sei ein "stabiles Fundament für die Zusammenarbeit und die Zuständigkeiten von Staat und Kirche" geschaffen worden. Das Niedersachsenkonkordat war der erste Staatskirchenvertrag zwischen einem deutschen Bundesland und dem Heiligen Stuhl nach den Zweiten Weltkrieg. In ihm sind die Rechte und Pflichten geregelt bei den Fragen, die Staat und Kirche gemeinsam betreffen. Beispiele sind Religionsunterricht, Theologische Fakultäten, die Kirchensteuer oder die Seelsorge beim Militär und in Krankenhäusern.
Zu dem Festakt geladen hatten der Ministerpräsident und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, der eine Grußbotschaft von Papst Franziskus verlas. An der Feier nahmen Mitglieder des Landtags sowie die niedersächsischen Bischöfe Norbert Trelle (Hildesheim), Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Weihbischof Heinrich Timmerevers (Vechta) teil. Gekommen war auch Münsters Bischof Felix Genn sowie der evangelische Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns.
Schavan sagte, Dialogfähigkeit setzte voraus, in der eigenen Religion heimisch zu sein. Dies ermögliche Reflexion und verhindere, die eigenen Überzeugungen absolut zu setzen. "Wer Integration ermöglichen will, kann Religion nicht übersehen", so die frühere Bundesbildungsministerin. Ebenso wie der Staat nicht über die Ausübung der Religion wachen dürfe, dürfe auch die Religion nicht staatliches Recht bestimmen. Das Niedersachsenkonkordat und seine Regelungen seien Ausdruck dieser Verlässlichkeit.
Auch der Islam gehöre zu Deutschland, so er "Quelle für das Selbstverständnis sowie Haltungen und Werte" von hier lebenden Muslimen sei, betonte die Botschafterin. Konflikte gebe es aber dann, wenn die Trennung von Politik und Religion abgelehnt werde.
Weil führte mit Blick auf Zuwanderung aus, eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat sei besonders wichtig in einer Zeit, in der vieles unsicher erscheine. Gerade jetzt bräuchten die Menschen Orientierung, und viele fänden diese im Glauben. "Religion wirkt sinnstiftend, weil sie einen Wertekonsens herstellt. Diesen Wertekonsens sollten wir nutzen." Staat und Kirche könnten sich dabei "hervorragend ergänzen". Für die Landesregierung seien die Kirchen ein außerordentlich geschätzter Partner.
(KNA - pkmmq-89-00032)
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