Scheich der Kairoer Universität: Koran ist nicht veränderbar
KNA 29.04.2015
Berlin (KNA) Der Scheich der renommierten Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Mohammad al Tayyeb, hat sich gegen Forderungen nach einer Modernisierung des Koran gewandt. Zugleich wies er im Interview des Magazins "Cicero" (Mai-Ausgabe) fundamentalistische Fehlinterpretationen als Rechtfertigung für Terrorismus wie beim "Islamischen Staat" (IS) zurück. Der 69-jährige Ägypter al Tayyeb steht seit 2010 als Scheich der Al-Azhar-Universität vor; diese gilt als höchste Lehrinstanz im sunnitischen Islam.
"Der Koran ändert sich nicht", sagte Tayyeb. "So wie ihr nicht fordert, dass sich die Bibel ändern muss, fordert bitte auch nicht, dass sich der Koran ändern muss." Notwendig sei "eine Rückbesinnung auf den Koran - und nicht eine Fehlinterpretation oder sein Missbrauch für große politische Vorhaben".
Dabei übte der Gelehrte scharfe Kritik am IS. Seine Universität lehre die Studenten, dass der Islam nicht mittels Waffen verbreitet werden könne, "sondern durch Argumente, Logik und Überzeugung". Der größte Beweis, dass der IS lüge, sei, dass er den Islam in islamischen Ländern verbreiten wolle: "Wer kommt auf so einen Blödsinn?", so Tayyeb. Nach Angaben des Islamgelehrten verhandelt er derzeit mit der Regierung in Kairo über ein Fach an allen Universitäten, das die Ursprünge des Terrors behandele und darüber aufkläre, "wie diese Leute die Schriften falsch interpretieren". Zudem baue seine Universität ein Beobachtungszentrum in verschiedenen Sprachen auf. Es solle verfolgen, was der IS verbreite, um dann Antworten darauf zu veröffentlichen. Die Armut als Nährboden für den Terror müsse bekämpft werden, forderte al Tayyeb. "Dabei muss auch der Westen seine Verantwortung übernehmen und den Ländern der Region helfen, sich von der Bestie Terror zu befreien."
(KNA - pkomt-89-00065)
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