Kirche im Irak macht Druck gegen Konversionsgesetz
KNA 09.11.2015
Rom (KNA) Die katholische Kirche im Irak macht Druck gegen ein Konversionsgesetz. Der Patriarch in Bagdad, Louis Raphael I. Sako, bezeichnete die Regelung, nach dem minderjährige Kinder eines Elternteils, der zum Islam übertritt, automatisch Muslime werden, als eine "Wunde für die Einheit" des Volkes und als einen Verstoß gegen die Religionsfreiheit. Staatspräsident Fouad Masum müsse das Gesetz überarbeiten lassen, verlangte das chaldäische Kirchenoberhaupt in einer von vatikanischen Pressediensten (Montag) verbreiteten Erklärung.
Raphael I. kündigte an, internationale Menschenrechtsgremien anzurufen, wenn das Gesetz bestehen bleiben sollte. Für Dienstag rief das Patriarchat zu einer Kundgebung in Bagdad auf. Daran wollen laut vatikanischen Medien neben den Kirchen des Landes auch Vertreter von Parteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Angehörige anderer Minderheitsreligionen teilnehmen.
Der Patriarch verlangte, dass minderjährige Kinder nichtmuslimischer Familien in ihrer angestammten Glaubensgemeinschaft belassen werden, wenn ein Elternteil Muslim wird. Mit Erreichen der Volljährigkeit sollten die Kinder dann selbst ihre Religion wählen können. Das jetzige Recht widerspreche unter anderem einem Verfassungsartikel, der jede Person vor religiösem Zwang schützt, und gefährde das soziale Gleichgewicht wie auch die Religionsvielfalt im Land.
Der Versuch einer Novellierung des betreffenden Gesetzes war Ende Oktober im Parlament gescheitert. Gegen eine Reform sprachen sich 137 Abgeordnete aus, 51 waren dafür. Der katholische Bischof von Duhok, Rabban al-Qas, sagte nach der Abstimmung, der Ausgang sei "auf Druck fanatischer Gruppen und extremistischer Bewegungen" zustande gekommen.
(KNA - pllkt-89-00069)
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