Papst fordert zu Ostern mehr Einsatz für Frieden in Nahost
KNA 07.04.2015
Von Christoph Schmidt (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Der Heilige Geist hat es gut gemeint mit den fliegenden Händlern aus Afrika und Bangladesch, die bei schlechtem Wetter am Petersplatz billige Schirme an die Touristen verkaufen. "Wer denkt bei 'Ostern in Rom' schon an Dauerregen", sagt Albert Moosbach aus Passau. Zwei Stück hat er für sich, seine Frau und ihre beiden Kinder erstanden. Trotz der widrigen Verhältnisse ist der Tag für den Katholiken ein Höhepunkt. "Wir wollten eigentlich schon letztes Jahr kommen. Als Franziskus vor ein paar Wochen dann ein kurzes Pontifikat angekündigt hat, dachte ich sofort: schnell hin." Ermüdungserscheinungen zeigt der 78-jährige Papst bei dieser wetterbedingt eher dünn besuchten Ostermesse, seiner dritten als Kirchenoberhaupt, nicht. Obwohl seit Gründonnerstag ein LiturgieMarathon hinter ihm liegt. In diesem Jahr standen die Feiern in Rom besonders im Zeichen der mörderischen Christenverfolgung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien, aber auch an anderen Orten der Welt. Auch in seiner Ansprache vor dem Ostersegen "Urbi et orbi" auf der Mittelloggia des Petersdoms eröffnet er den traurigen Reigen der weltweiten Konflikte mit einem Blick auf den Nahen Osten, und einem Appell: Die internationale Gemeinschaft müsse endlich handeln "angesichts der immensen Tragödie im Inneren dieser Länder und des Dramas unzähliger Flüchtlinge". Es war nicht seine erste Mahnung an die Welt während dieser Ostertage. Schon in der Karfreitagsliturgie hatte der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa den Westen wegen seiner Untätigkeit kritisiert. Der wasche seine Hände in Unschuld wie einst Pilatus. Und Franziskus selbst sagte beim anschließenden Kreuzweg am römischen Kolosseum, wer zum Leid verfolgter Christen schweige, mache sich zum "stillen Komplizen". Am gleichen Tag hatte er wegen des Massakers an 147 Menschen durch Islamisten ein Trauertelegramm an die kenianische Bischofskonferenz senden müssen. Seit seiner Aufforderung, den "ungerechten Aggressor" im Nahen Osten zu stoppen, beim Rückflug aus Südkorea im vergangenen August hat Franziskus jedoch im Unklaren gelassen, mit welchen Mitteln dies geschehen dürfe, wenn nicht mit massiver Gewalt. In seiner Ansprache erinnert der Papst auch an die Konflikte in Libyen und Nigeria, im Süd-Sudan, Jemen und in der Ukraine. Er bittet um eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern und sieht am weltpolitischen Horizont zumindest einen Hoffnungsschimmer: Das Atomabkommen mit dem Iran möge "ein endgültiger Schritt hin zu einer sichereren und geschwisterlicheren Welt" sein, fleht er zum Fest der Auferstehung Jesu. "Wer die Kraft Gottes in sich trägt, braucht keine Gewalt, sondern handelt und spricht mit der Kraft der Wahrheit." Franziskus prangert den Waffenhandel an, dessen Profiteure "am Blut verdienen", erwähnt die Leidtragenden von Menschenhandel und Drogenelend, erinnert an Kranke und Gefangene, Migranten und misshandelte Kinder. "Fürchtet euch nicht, ich bin auferstanden und werde immer bei euch sein", zitiert der Papst das Versprechen Jesu aus der Bibel und die Menschen unter ihren Schirmen und Regencapes applaudieren ihm zu und rufen seinen Namen. Wie inzwischen üblich spendet der Papst den Ostersegen "der Stadt und dem Erdkreis" nur auf Italienisch. Ob damit die Tradition seiner Vorgänger, der Welt in Dutzenden Sprachen Frohe Ostern zu wünschen, endgültig zu Ende gegangen ist, wird sich zeigen. Der Segen ist mit einem Sündenablass verbunden und laut früheren Erlassen auch über das Radio, Fernsehen und Internet gültig - vorausgesetzt der einzelne Mensch bereut und glaubt an die Wirksamkeit des Geschehens. Mit der Segenspendung endet das päpstliche Osterprogramm. Am Ostermontag erwartet Franziskus erstmals seit vier Tagen keine große liturgische Feier. Die meisten Pilger und Touristen bleiben aber noch in der Stadt. Dort hat die italienische Polizei in den vergangenen Tagen 1.000 zusätzliche Kräfte zusammengezogen, um bei möglichen Terrorakten gewappnet zu sein. Für einen Regenbogen über Rom und dem Erdkreis ist es noch zu früh.
(KNA - pkokp-89-00039)
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