Bischof: In Syrien ereignet sich ein zweiter Genozid
KNA 02.03.2015
Jerusalem (KNA) Der syrisch-orthodoxe Patriarchalvikar für Jerusalem und Jordanien, Bischof Severios Malke Mourad, hat westlichen Politikern Untätigkeit beim Schutz der syrischen Christen vorgeworfen. 100 Jahre nach dem Genozid an armenischen und assyrischen Christen im ottomanischen Reich werde in Syrien ein zweiter Genozid an syrischen Christen verübt, sagte der aus Nordsyrien stammende Geistliche, dessen Geschwister in der umkämpften Region Al-Hasake leben, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Jerusalem.
Nach seinen Informationen seien bei den jüngsten Angriffen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf nordsyrische christliche Dörfer zwischen drei- und vierhundert Christen entführt worden. Insbesondere das christliche Dorf Tell Tamer sei wegen seiner Grenznähe von strategischer Bedeutung für die IS-Terroristen, da es ihnen die Waffenzufuhr über die Türkei ermögliche. Auch im Irak seien die syrischen Christen von der Vertreibung und Verfolgung durch die Islamisten betroffen.
Obwohl im Gegensatz zum Genozid von 1915 die ganze Welt über die Geschehnisse in Syrien informiert sei, verfolge der Westen seine eigenen Interessen und tue wenig zum Schutz der betroffenen Christen, so Severios. Er kritisierte, dass sich westliche Politiker gegen das Regime des syri-schen Präsidenten Baschar al-Assad stellten, während die syrischen Christen hinter Assad stünden.
Dies bringe die Christen in eine schwierige Lage "zwischen allen Stühlen". Während in den von der Regierung kontrollierten Gebieten die christlichen Stätten weiterhin intakt seien, komme es in Rebellengebieten zu schweren Zerstörungen.
Von den im April 2013 in Syrien entführten Bischöfen, dem griechisch-orthdoxen Erzbischof Boulos Yazigi und dem syrischen Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, fehlt nach Aussage von Bischof Severios weiterhin jede Spur. Man habe weder Lösegeldforderungen erhalten noch sonst Informationen über das Schicksal der beiden Geistlichen.
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(KNA - pkmmr-89-00149)
19 entführte Christen in Syrien offenbar freigelassen
Al-Hasaka (KNA) Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat offenbar 19 der vor einer Woche verschleppten assyrischen Christen in Nord-Syrien freigelassen. Dies meldete der christliche Presse-dienst "Aina" am Sonntagabend. Wie viele Christen in der nordsyrischen Region Al-Hasaka noch in der Gewalt der Islamisten sind, ist unklar. Ihre Zahl wird auf bis zu 350 geschätzt.
17 Frauen und zwei Männer aus dem Dorf Tel Goran seien nach dreitägigen Verhandlungen zwischen den Islamisten und örtlichen arabischen Stammesführern freigelassen worden, berichtet Aina. Nach Aussagen der befreiten Geiseln sind mindestens drei Männer und ein sechsjähriges Mädchen aus dem Dorf weiterhin in der Gewalt des IS. Die Verhandlungen über die Freilassung weiterer verschleppter Christen dauerten an.
In der vergangenen Woche hatten IS-Kämpfer mehrere assyrische und chaldäische Dörfer entlang des Flusses Khabur überfallen und deren Bewohner verschleppt. Zur Zahl der Entführten gibt es kei-ne gesicherten Angaben, sie liegt nach Berichten zwischen 262 und 373, darunter seien viele Alte, Frauen und Kinder. Neun Christen starben Medienberichten zufolge bei Verteidigungskämpfen gegen die Miliz. Verschiedene christliche Nachrichtenportale hatten berichtet, bis zu 15 junge assyrische Christen seien vom IS hingerichtet worden.
(KNA - pknkm-89-00002)
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