Dialogplattform für aufgeklärten Islam vorgestellt
KNA 02.10.2015
Berlin (KNA) Muslime unterschiedlicher Bekenntnisse wollen mit einem "Muslimischen Forum Deutschland" einem aufgeklärten Islam in der Bundesrepublik eine Stimme geben. Der bereits im April gegründete Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Journalismus und dem öffentlichen Leben stellte sich am Freitag in Berlin der Öffentlichkeit vor. Nach Angaben des Sprechers Ahmad Mansour tritt er für einen Islam auf der Grundlage der Demokratie, der Menschenrechte und des Grundgesetzes ein und steht allen Interessierten offen.
Sein Selbstverständnis legte das Forum in "Berliner Thesen" vor. Nach den Worten des Münsteraner Islamwissenschaftlers Mouhanad Khorchide befindet sich der Islam demnach in einem ständigen Entwicklungsprozess. Theologisch gehe das Forum von einem barmherzigen Gott aus, der in einen Dialog mit dem Menschen trete. Er lehnte einen "Exklusivismus" der Gottesvorstellung ab. Hierin liege eine Grundlage für Gewalt. Der Mensch bleibe ein Suchender. Zugleich trat er dafür ein, den Koran aus seinem historischen Kontext heraus zu verstehen und zu deuten.
Als weitere Grundlagen nennt das Papier das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Die betreffe auch das Recht, ein Kopftuch zu tragen. Allerdings wird das Kopftuchtragen für Kinder abgelehnt. Die Selbststimmung umfasse auch die Sexualität. Patriarchalische Strukturen lehnt das Forum ab.
Mansour betonte, dass sich das Forum für eine Trennung von Politik und Religion einsetze und anti-muslimische, antisemitische, rassistische, deutschfeindliche und homophobe Stereotypen ablehne. Zugleich forderte er eine konsequente Umsetzung des Bildungsauftrags auch bei Schwimmunterricht, Klassenfahren und Sexualkundeunterricht. Dem Berliner Senat warf er vor, sich nicht um Schulen zu kümmern, wo dies nicht mehr umgesetzt werden, um Konflikte zu vermeiden.
Als besondere Anliegen des Forums nannte Mansour die Jugendarbeit, um gegen ein verengtes Islamverständnis von Jugendlichen anzugehen. Zugleich appellierte er an die Medien, differenziert über den Islam zu berichten. Dieser werde oft nur im Zusammenhang mit Gewalt genannt.
(KNA - plkkm-89-00065)
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