Publizist Kissler fordert vom Islam Anerkennung westlicher Werte
KNA 16.10.2015
Berlin/Gütersloh (KNA) Der Berliner Journalist und Buchautor Alexander Kissler fordert vom Islam eine Anerkennung der westlichen Werte. Dazu müsse er auf einen Teil seiner eigenen Tradition verzichten, sagte er am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. "Die Gleichberechtigung der Geschlechter, die Meinungs-, Wissenschafts- und Religionsfreiheit sind unhintergehbar." Wie jede andere Religion müsse es der Islam auch ertragen, entschieden kritisiert zu werden und dürfe dies nicht als Beleidigung auffassen.
Laut Kissler scheint momentan "eine rigide und intolerante Form" des Islam die Oberhand zu gewinnen. Dabei unterstelle er der friedlichen Mehrheit der Muslime keine bösen Absichten. Ein Blick in die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte im Islam" oder die "Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam" von 1981 und 1990 zeige aber, dass Menschenwürde unter islamischen Vorzeichen etwas ganz anderes meine als unter westlichen. Denn diese gelte zunächst für Muslime.
Nach den Worten des Publizisten begreift sich der Islam als "beste Gemeinschaft unter Menschen". Wer austrete, gelte als moralisch verderbt, denaturiert und müsse mit sehr unangenehmen Folgen rechnen. Kissler verwies als Beispiel auf die aus Somalia stammende Frauenrechtlerin und ehemalige niederländische Parlamentsabgeordneten Ayaan Hirsi Ali, die nach heftiger Kritik an ihrer ablehnenden Haltung zum Islam nun in den USA lebt. "Mir ist kein Fall bekannt, dass ein Christ, der sich auf dem Standesamt von seiner Kirche losgesagt hat, von wütenden Christen mit dem Tod bedroht wird." Auch die Mitgliedschaft in einer atheistischen Vereinigung wie der Giordano-Bruno-Stiftung ziehe im Westen keine gesellschaftliche Ächtung nach sich.
"Der Islam ist eine bewundernswerte Religion der Gleichheit, allerdings vor allem für Männer", sagte Kissler. Er plädierte für ein offenes Gespräch mit den Muslimen. Dabei müsse der Westen seine Werte und Traditionen erzählen können. Der Autor wirft in seinem jüngst erschienen Buch "Keine Toleranz den Intoleranten" (Gütersloher Verlagshaus) dem Westen vor, gegenüber dem Islam zu wenig seine eigenen Werte zu vertreten. "Wahre Toleranz aber ist ohne Haltung und den Mut, Grenzen zu ziehen, nicht zu haben", sagte er im Interview. "Die ganze Welt muss nicht westlich werden; das ist mir ganz wichtig. Aber der Westen muss ein Recht haben, westlich zu bleiben."
(KNA - plklp-89-00149)
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