Erzbischof: Mehr als 250 entführte Christen in Syrien
KNA 26.02.2015
Vatikanstadt (KNA) Die Zahl der im Norden Syriens von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ver-schleppten Christen steigt offenbar weiter. Der syrisch-katholische Erzbischof von Hassake-Nisibi, Jacques Behnan Hindo, sagte dem vatikanischen Pressedienst Fides am Donnerstag, bislang seien mehr als 250 Bewohner der assyrischen und chaldäischen Dörfer entlang des Flusses Khabur in die Stadt Sheddadi, 40 Kilometer südlich von Hassake, verschleppt worden. Unter ihnen befänden sich viele Alte, Frauen und Kinder.
"Wir sind sehr besorgt über das Schicksal der Geiseln", so der Erzbischof. Derzeit versuche man über islamische Mittelsmänner, die Verbindungen zu zum IS übergelaufenen Scheichs unterhielten, Kontakt zu den Entführern aufzunehmen. Nicht bestätigen konnte der Erzbischof Gerüchte über willkürliche Hinrichtungen und Vergewaltigungen von Christen durch IS-Kämpfer. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zunächst von 90 entführten Christen berichtet und korrigierte die Zahl später auf 220.
Der vatikanische Botschafter in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, sagte derweil, die Christen in Syrien fühlten sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen. Dies sei die Wahrnehmung, die er in der Bevölkerung allgemein und unter Christen im Besonderen feststelle, sagte Zenari am Donnerstag Radio Vatikan. Er könne diese Klage "zum Teil verstehen".
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte am Mittwoch in Genf seine Besorgnis angesichts der jüngsten Angriffe auf christliche Siedlungen in Syrien und eine dadurch ausgelöste Massenabwanderung von Christen zum Ausdruck gebracht. "Der ÖRK verurteilt alle gewalttätigen Übergriffe gegen Zivilpersonen als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wer auch immer sie begehen mag", sagte Georges Lemopoulos, stellvertretender Generalsekretär des ÖRK. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Zivilbevölkerung und die betroffenen Gemeinschaften vor weiteren Angriffen zu schützen. Zudem müssten die Täter für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, betonte Lemopoulos.
(KNA - pkmmq-89-00130)
Hilfswerk unterstützt syrische Christen
Aachen (KNA) Nach der Verschleppung von 58 christlich-assyrischen Familien durch Terroristen des Islamischen Staats (IS) hat das katholische Hilfswerk Misereor am Mittwoch Hilfe für Flüchtlinge in der Region angekündigt. Seiner Partnerorganisation "Christian Aid Program for Northern Iraq" (CAPNI) will das Werk 75.000 Euro zur Verfügung stellen. Damit sollen tausende Menschen unter-stützt werden, die vor dem IS fliehen.
In der Region im Nordosten Syriens liegen rund 35 assyrische Dörfer, von denen nach Angaben von Misereor mindestens zwei vom IS belagert sind. Die Terrorgruppen scheinen demnach systematisch die Angehörigen bestimmter ethnischer und religiöser Gruppen anzugreifen. Opfer des IS-Terrors werden den Einschätzungen zufolge vor allem Jesiden, Kurden, Turkmenen, Christen und Schiiten.
Laut Misereor sind inzwischen etwa 1.000 Familien, die vor dem IS geflohen sind, in den Städten der Region angekommen. In den nächsten Tagen werden weitere 200 Flüchtlingsfamilien erwartet. Ein Großteil von ihnen wurde demnach von der lokalen Bevölkerung und der Kirche aufgenommen. Aufgrund des anhaltenden Kriegs verfüge die ansässige Kirche nur noch über begrenzte Ressourcen, heißt es weiter. Die Menschen benötigten jedoch dringend Hilfe
(KNA - pkmmp-89-00203)
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