Forscher: Deutschland braucht Strategie gegen Radikalisierung
KNA 01.04.2015
Berlin (KNA) Der Terrorforscher Peter Neumann sieht in Deutschland Nachholbedarf beim Vorgehen gegen die Radikalisierung junger Muslime. "Wir müssen Terrorbekämpfung und Vorbeugung stärker verknüpfen", sagte er der "Welt" (Mittwoch). Wichtig sei die Arbeit mit den Familien, so der deutsche Wissenschaftler, der seit 2008 in London die Radikalisierung von Muslimen erforscht. Auch im Internet könnte der Westen aktiver sein, so Neumann. "Statt Inhalte aus dem Netz zu löschen, sollte man lieber eine Gegenöffentlichkeit schaffen, Gegeninformationen liefern", sagte er. Daran könnten die islamischen Verbände mitwirken. Besonders glaubwürdig wären Geschichten von Rückkehrern, die sich etwa von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) abgewandt hätten und an Schulen oder in den Medien "die Mythen über den so genannten Heiligen Krieg" entzaubern. Sie würden jedoch ein hohes Risiko eingehen. Schon ohne öffentliche Auftritte würden sie teils mit dem Tod bedroht. "Darum braucht es mehr Institutionen, die sich um solche Rückkehrer kümmern", so Neumann. Laut Bundesinnenministerium sollen bislang 650 Jugendliche nach Syrien oder in den Irak gereist sein, um sich dem IS anzuschließen. Die Attraktivität der Gruppe lasse jedoch nach, sagte Neumann. Momentan schlössen sich ihr weniger Europäer an als noch im vergangenen Sommer. "Im Irak kann der IS bald besiegt sein", so der Forscher. "In Syrien dürfte es noch etwas länger dauern."
(KNA - pkokl-89-00011)
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