Reaktionen auf den Anschlag in Paris
KNA 07.01.2015
Französischer Islamrat: Anschlag auf "Charlie Hebdo" verurteilt
Paris (KNA) Der islamische Dachverband für muslimische Kultur in Frankreich (CFCM) hat den Mordanschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" scharf verurteilt. "Dieser schrecklich barbarische Akt ist auch ein Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit", sagte der Präsident des Verbands, Dalil Boubakeur, am Mittwoch. Er drückte seine Anteilnahme und Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen aus.
Vor dem Hintergrund dieses "nationalen Dramas" müsse die islamische Gemeinde Frankreichs sich vor eventuellen Manipulationen durch Extremisten hüten, fuhr Boubakeur fort. In einer international angespannten Situation, die durch den Wahn von Terroristen geprägt sei, die sich zu Unrecht auf den Islam beriefen, rufe der Verband "alle den Werten der Republik und der Demokratie Nahestehenden" auf, Provokationen zu vermeiden und kein Öl ins Feuer zu gießen.
(KNA - pklkr-89-00184)
Französische Bischöfe entsetzt - Aufruf zum Frieden
Paris (KNA) Die französischen katholischen Bischöfe haben ihre "tiefe Betroffenheit" und ihr Entsetzen über das Attentat auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" zum Ausdruck gebracht. "Die Barbarei dieses Mordanschlags verletzt uns alle", erklärte die Bischofskonferenz am Mittwoch in Paris. Die Kirche Frankreichs gedenke vor allem der Familien und Nahestehenden der Opfer und bringe den Mitarbeitern von "Charlie Hebdo" ihre tiefe Trauer zum Ausdruck.
"Nichts rechtfertigt eine solche Gewalt", so die Bischöfe. Sie wende sich gegen das Recht der freien Meinungsäußerung, die ein grundlegendes Element der Gesellschaft sei. Besonders in der jetzigen Situation sei die von Vielfalt geprägte Gesellschaft aufgerufen, auf ein brüderliches Miteinander zu achten und den Frieden zu wahren.
(KNA - pklkr-89-00156)
Anschlag von Paris ruft in Deutschland Entsetzen hervor
Bonn/Berlin (KNA) Der blutige Anschlag auf die Pariser Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat auch in Deutschland für Entsetzen und Empörung gesorgt. Politiker, Vertreter von Journalisten- und Kulturverbänden sowie von muslimischen Organisationen sprachen am Mittwoch von einem Anschlag auf die freiheitlich-demokratische Kultur. Man werde sich nicht einschüchtern lassen. Nach Darstellung des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), gibt es bislang keine Hinweise auf konkret bevorstehende Anschläge in Deutschland.
Bundespräsident Joachim Gauck reagierte mit Bestürzung. In einem Kondolenzschreiben an den französischen Staatspräsidenten Francois Hollande vom Mittwoch schreibt Gauck von einem abscheulichen Überfall. "Es gibt nichts, was ein solches Verbrechen rechtfertigen könnte." Es gelte nun, sich "unermüdlich" für Freiheit, Menschenrecht und Demokratie einzusetzen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Telegramm an Hollande, die "abscheuliche Tat" sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen, sondern auch "ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur".
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel erklärte, der "unglaublich brutale" Terroranschlag richte sich "gegen die Meinungsfreiheit in unserer offenen Gesellschaft". Die Angehörigen der Opfer, "aber auch alle Journalisten, Schriftsteller und Künstler, die sich für das freie Wort einsetzen", brauchten "unsere volle Solidarität". Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Anschlag. "Ein solcher Akt des Terrors im Herzen einer europäischen Metropole gegen Vertreter einer freien und kritischen Presse ist abscheulich", sagte Steinmeier der "Bild"-Zeitung. Dem müsse man sich "gemeinsam mit aller Kraft entgegenstellen".
Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), rief dazu auf, die westlichen Werte entschlossen zu verteidigen. Der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" sagte er, es dürfe "kein Nachgeben und keine Kompromisse geben, die unsere freiheitliche Ordnung erschüttern könnten".
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach von einem Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit. "Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken", erklärte der DJV-Vorsitzende Michael Konken.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) sprach von einem schwarzen Tag für die Pressefreiheit. Journalisten und Medien dürften sich nicht einschüchtern lassen.
Der Deutsche Kulturrat betonte, gerade Satire ermögliche die kritische Auseinandersetzung mit politischen Entwicklungen. Sie sei "ein Lebenselexier" für die gesellschaftliche Debatte. "Der Kulturbereich wird sich auch durch den abscheulichen Anschlag in Paris nicht einschüchtern lassen."
Auch deutsche Muslime verurteilten den Terrorakt. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) sprach am Mittwoch in Köln von einem niederträchtigen Anschlag auf die Menschheit. "Unser aller Schöpfer gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung. Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde und seiner Orientierung ist darin zentral", erklärte der Verband, der stark von der türkischen Religionsbehörde Diyanet beeinflusst ist.
Der Schriftsteller Navid Kermani erklärte: "Das ist nicht nur ein Anschlag auf eine Zeitschrift und auch nicht nur auf die Kunst. Das ist ein Anschlag auf ein Europa, das den Menschen ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung Würde, Freiheit und gleiche Rechte zuspricht - auch und zumal den Muslimen." Trotz des Anschlags dürften die Europäer den Terroristen nicht auf den Leim gehen. Sie müssten die Freiheit hochhalten.
(KNA - pklkr-89-00171)
Pegida fühlt sich durch Anschlag in Paris offenbar bestätigt
Bonn (KNA) Die anti-islamische Bewegung Pegida fühlt sich durch den blutigen Anschlag auf die Pariser Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo" offenbar bestätigt. "Die Islamisten, vor denen Pegida seit nunmehr 12 Wochen warnt, haben heute in Frankreich gezeigt, dass sie eben nicht demokratiefähig sind, sondern auf Gewalt und Tod als Lösung setzen", schrieb die Initiative am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite. Nach einer knappen Stunde hatte der Eintrag bereits 1.700 Likes.
Weiter fragten die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", ob "eine solche Tragödie etwa erst in Deutschland passieren" müsse. Zwei Politiker erwähnten sie namentlich: "Wollen Frau Orosz und Herr Tillich immer noch am Samstag gegen Pegida demonstrieren?" Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und der sächsische Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) hatten am Dienstag zu einer Demonstration gegen Pegida aufgerufen. Sie soll am Samstag vor der Dresdner Frauenkirche stattfinden.
Der stellvertretende Sprecher der AfD, Alexander Gauland, erklärte in Berlin, der Anschlag zeige, "wie virulent die Gefahr des islamistischen Terrors nach wie vor in Europa und der Mitte unserer Gesellschaft ist". Diejenigen, die die Sorgen um den Islamismus "ignoriert oder verlacht" hätten, würden nun Lügen gestraft. "Vor diesem Hintergrund erhalten die Forderungen von Pegida besondere Aktualität und Gewicht", so Gauland wörtlich.
(KNA - pklkr-89-00175)
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