Liberale Muslime für offene Islam-Debatte
KNA 17.11.2015
Bendorf (KNA) Der Liberal-Islamische Bund (LIB) spricht sich nach den Terroranschlägen von Paris für eine offenere Islam-Debatte aus. "Wir brauchen innerislamisch eine offene Denk- und Diskussionskultur", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung des Verbands mit Sitz in Bendorf bei Koblenz. Nach den Anschlägen reiche es nicht mehr aus, sich zu distanzieren und publikumswirksame Aktionen zu starten, denn das bedeute nur zu reagieren. Stattdessen sei es notwendig, "nicht nur gesellschaftlich, sondern auch theologisch ein klares Profil zu zeigen, das allen nachdenkenden Menschen signalisiert, dass die Richtung des IS nicht mit dem Islam vereinbar ist".
Die liberalen Musliminnen und Muslime bemühten sich schon länger um eine offene Debatte, heißt es weiter in der Erklärung: "Wir fordern alle Musliminnen und Muslime auf, über alle Differenzen hin-weg, sich diesen Diskussionen zu stellen und Lösungswege zu suchen."
Angesichts der Anschläge in Paris seien die Mitglieder "betroffen, schockiert und gleichzeitig em-pört", schreibt der LIB darüber hinaus. Empört sei man vor allem deshalb, weil hier Menschen, die "angeblich im Namen unserer Religion handeln, in Wirklichkeit auch Krieg gegen unsere Religion und unser Islamverständnis führen".
Der 2010 gegründete LIB vertritt nach eigenen Angaben ein pluralistisches Gesellschaftsbild und bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Zudem spricht er sich für ein "freiheitliches progressives Islamverständnis" aus sowie für den intensiven Dialog mit christlichen und jüdischen Gemeinden. Er versteht sich nicht als "Gegenbewegung, sondern als Erweiterung" zu den meist traditionell-konservativen Islamverbänden in Deutschland. Vorsitzende des LIB ist die Islam-wissenschaftlerin Lamya Kaddor.
(KNA - plllr-89-00140)
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