Politik und Kirchen in Sorge über entführte Christen in Syrien
KNA 27.02.2015
Vatikanstadt/Berlin (KNA) Die Zahl der im Norden Syriens von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verschleppten Christen steigt offenbar weiter. Der syrisch-katholische Erzbischof von Hassake-Nisibi, Jacques Behnan Hindo, sagte dem vatikanischen Pressedienst Fides am Donnerstag, bislang seien mehr als 250 Bewohner der assyrischen und chaldäischen Dörfer entlang des Flusses Khabur in die Stadt Sheddadi, 40 Kilometer südlich von Hassake, verschleppt worden. Unter ihnen befänden sich viele Alte, Frauen und Kinder.
"Wir sind sehr besorgt über das Schicksal der Geiseln", so der Erzbischof. Derzeit versuche man über islamische Mittelsmänner, die Verbindungen zu zum IS übergelaufenen Scheichs unterhielten, Kontakt zu den Entführern aufzunehmen. Nicht bestätigen konnte der Erzbischof Gerüchte über willkürliche Hinrichtungen und Vergewaltigungen von Christen durch IS-Kämpfer. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zunächst von 90 entführten Christen berichtet und korrigierte die Zahl später auf 220.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte auf die Nachricht mit "größter Sorge". "Wir müssen uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass sie bald wieder in Freiheit leben können", sagte der Minister. Die Tat zeige erneut "das barbarische und menschenverachtende Vorgehen dieser Terrorgruppe". Die Unionsfraktion im Bundestag sprach von "abscheulicher Gewalt und Brutalität". Angesichts der anhaltenden systematischen Vertreibung von Christen werde es immer drängender, "Mittel und Wege zu finden, die Extremisten zu stoppen und für Stabilität und Sicherheit in den betroffenen Ländern zu sorgen".
Der vatikanische Botschafter in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, sagte derweil, die Christen in Syrien fühlten sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen. Dies sei die Wahrnehmung, die er in der Bevölkerung allgemein und unter Christen im Besonderen feststelle, sagte Zenari am Donnerstag Radio Vatikan. Er könne diese Klage "zum Teil verstehen".
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte am Mittwoch in Genf seine Besorgnis angesichts der jüngsten Angriffe auf christliche Siedlungen in Syrien und eine dadurch ausgelöste Massenabwanderung von Christen zum Ausdruck gebracht. "Der ÖRK verurteilt alle gewalttätigen Übergriffe gegen Zivilpersonen als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wer auch immer sie begehen mag", sagte Georges Lemopoulos, stellvertretender Generalsekretär des ÖRK. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Zivilbevölkerung und die betroffenen Gemeinschaften vor weiteren Angriffen zu schützen. Zudem müssten die Täter für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, betonte Lemopoulos.
(KNA - pkmmq-89-00191)
Berichte über Hinrichtung von 15 entführten Christen in Syrien
Al-Hasaka (KNA) Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat offenbar mehrere der am Montag in Nord-Syrien verschleppten Christen hingerichtet. Das berichteten verschiedene christliche Nachrichtenportale am Donnerstagabend unter Berufung auf örtliche Geistliche. Demnach wurden 15 junge assyrische Christen hingerichtet.
Über die Zahl der verschleppten Christen herrscht nach wie vor Unklarheit. Nach Berichten des christlichen Pressedienstes "Aina" von Freitagmorgen sind die Namen von 150 Entführten bestätigt; insgesamt könnten aber bis zu 373 Christen der nordsyrischen Region Al-Hasaka in der Gewalt der Islamisten sein, so Aina unter Berufung auf assyrische Christenführer in Al-Hasaka.
Der syrisch-katholische Erzbischof von Hassake-Nisibi, Jacques Behnan Hindo, sprach am Donners-tag gegenüber dem vatikanischen Pressedienst Fides von mehr als 250 entführten Bewohnern der assyrischen und chaldäischen Dörfer entlang des Flusses Khabur. Sie seien in die Stadt Sheddadi, 40 Kilometer südlich von Hassake, verschleppt worden. Unter ihnen befänden sich viele Alte, Frauen und Kinder.
Wie Aina weiter berichtet, sollen sich die IS-Kämpfer aus mehreren Dörfern zurückgezogen haben. Die Bewohner fürchteten jedoch Sprengfallen.
(KNA - pkmmr-89-00028)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.