In Israel fordern Christen ein Ende von Diskriminierung
KNA 27.05.2015
Von Andrea Krogmann (KNA)
Jerusalem (KNA) Sie geben sich kampflustig: Sollte auch die neue israelische Regierung keinen Schritt auf die christlichen Schulen des Landes zu machen, wollen Schüler, Lehrer, und Kirchenvertreter dies nicht länger hinnehmen. Jahrelang versuchten sie vergeblich, ihren Anliegen im Bildungsministerium Gehör zu verschaffen. Empfangen wurden sie nicht. An diesem Mittwoch versammelten sie sich zu Hunderten in Jerusalem, um ein Ende von Diskriminierung und ein Ende der Budgetkürzungen zu fordern. Die Demonstration "ist erst der Anfang", sagte der melkitische Bischof von Akko, Haifa, Nazareth und ganz Galiläa, George Wadih Bakouni, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zwei melkitische Bischöfe, zwei lateinische Bischöfe, ein Maronit, katholische, anglikanische und vereinzelt orthodoxe Schüler: Vor dem Bildungsministerium, in einem abgesperrten Bezirk in sicherer Entfernung des Eingangs und skeptisch beobachtet von Sicherheitsleuten, herrschte ökumenische Einmütigkeit. "Wenn du denkst, Bildung sei teuer, versuch's mal mit Ignoranz", so lautete der Slogan auf vielen T-Shirts. Auch die arabischen Parlamentarier Basel Ghattas und Ayman Odeh hatten sich den Demonstranten angeschlossen. "Die christlichen Schulen haben unsere Gesellschaft verbessert und unsere Kultur geprägt. Wir schulden ihnen diese Unterstützung", sagte Odeh der KNA. Unterstützung schulde ihnen eigentlich auch der Staat, findet der Vorsitzende der Vereinten Liste arabischer Parteien in der Knesset: "Die Kirchen bauen Schulen. Normalerweise ist das eine Aufgabe des Staates. Aber statt ihnen zu danken, kürzt der die Mittel."
"Hände weg von unseren Schulen", "Präsenz trotz Verfolgung" oder Gleichberechtigung durch volle Finanzierung" lauten die Forderungen auf Transparenten in fünf Sprachen. Derzeit erhalten sie nur etwa 65 Prozent der Fördermittel. Ändert sich das nicht bald, müssten die Schulgelder auf Summen erhöht werden, die viele Eltern nicht mehr leisten können; "oder wir müssen schließen, denn das Defizit ist immens", so der Jerusalemer katholische Weihbischof William Schomali. Ein düsteres Bild.
"Es geht um 47 Schulen mit 30.000 Schülern in Israel", erklärt der Oberverantwortliche der christlichen Schulen, der Franziskaner Abdel Masih Fahim. "Das sind 4 Prozent der arabischen Schüler im Land", präzisiert Odeh - "die aber rund 30 Prozent der Universitätsabsolventen stellen". Auch durch die Schulen in christlicher Trägerschaft ist das Bildungsniveau in Israel so hoch.
"Als Mutter ist es mein Recht, meinem Kind die beste Bildung zu ermöglichen", argumentiert Samar Kamal, Mutter eines fünfjährigen Sohnes und selbst Absolventin einer katholischen Schule. "Dieses Recht wird mir genommen, wenn der Staat die Fördermittel kürzt, weil ich nicht in der Lage bin, mehr zu bezahlen."
Christliche Bildung ist "Recht und Pflicht" der Christen, sagt Weihbischof Schomali. Doch es geht um mehr: "In unseren Schulen studieren auch Nichtchristen. Wir wollen, dass sie zusammen aufwachsen und lernen, Dialog betreiben und sich akzeptieren. Wer das als Kind nicht lernt, wird es als Erwachsener auch nicht tun." Damit, so Schomali, trügen christliche Schulen wesentlich zur Weiterentwicklung des Landes bei.
Davon könnten viele andere Länder lernen, sagen die Schülerinnen Nathalia, Rinua und Rawan. Rassismus oder Diskriminierung gebe es an ihren Schulen nicht. Neben der guten Bildung ist es vor allem die Atmosphäre "wie in einer Familie", die sie so schätzen. "Ich stehe hier, um meine Rechte und um meine Schule zu verteidigen, weil ich sie nicht verlieren will!" Das würde Nathalie dem neuen Bildungsminister sagen, käme er, um ihre Anliegen anzuhören. Doch Naftali Bennett kommt nicht, auch sonst ist kein Mitarbeiter des Ministeriums der Einladung der Demonstranten gefolgt.
(KNA - pkpmr-89-00121)
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