KNA 29.04.2015

Paris (KNA) Der maronitische Patriarch im Libanon, Kardinal Bechara Rai, hat in Frankreich für die verfolgten Christen im Nahen Osten geworben. Zum Ende seiner Visite traf er am Dienstag mit Staatspräsident Francois Hollande zusammen, wie die französische Tageszeitung "La Croix" (Onlineausgabe Dienstagabend) berichtet. Inhalte des 45 Minuten dauernden Gesprächs wurden nicht mitgeteilt.

Rai verzichtete im Anschluss auf jede Äußerung gegenüber den Medien. 2011 hatte er laut dem Bericht in Paris seine Unterstützung für Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad als letzte Schutzmacht der Minderheiten gegen den aufstrebenden Islamismus im Nahen Osten erklärt und sich damit die Verärgerung der französischen Regierung zugezogen; diese unterstützte damals die Rebellion gegen Assad.

Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im religiös vielfältigen Libanon. Ihr religiöses Oberhaupt spielt traditionell auch eine wichtige Rolle in der libanesischen Politik. Seit einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten.

Der Libanon ist seit Ende der Amtszeit von Michel Suleiman am 25. Mai 2014 ohne Staatspräsident. Die Parlamentsfraktionen konnten sich seither nicht auf einen Nachfolger einigen. Patriarch Rai sprach sich wiederholt für einen Übergangspräsidenten aus, damit ein Machtvakuum an der Staatsspitze verhindert werde. Eine vom Parlament beschlossene Verlängerung der Legislaturperiode bis Juli 2017 wertet er als verfassungswidrig. Im komplizierten religiös-politischen Miteinander der unterschiedlichen Volksgruppen im Libanon und in Syrien setzt Rai vor allem auf Verständigung über die Religionsgrenzen hinweg.

Nach Angaben des Vatikan gibt es weltweit rund 3,1 Millionen Maroniten. Zu ihrer Zahl im Libanon fehlen verlässliche Quellen; die letzte Volkszählung fand 1932 statt. Die Schätzungen schwanken stark, zwischen 21 Prozent und 40 Prozent bei einer Gesamtbevölkerung von 4,1 Millionen.

(KNA - pkoms-89-00208)

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