Papst feiert am 12. April Gottesdienst mit Armeniern
KNA 01.04.2015
Vatikanstadt (KNA) Papst Franziskus feiert am 12. April im Petersdom eine Messe für die Katholiken des armenischen Ritus. An dem Gottesdienst konzelebrieren der armenisch-katholische Patriarch Nerses Bedros XIX. Tarmouni sowie weitere Bischöfe und Priester der mit Rom unierten Ostkirche, wie der Vatikan im Mittwoch bekanntgab. Bei der Feier werde Papst Franziskus den Heiligen Gregor von Narek zum "Doktor der Universalkirche" proklamieren, hieß es. Der armenische Mönch, Mystiker und Schriftsteller wurde 950 im armenischen Andzevatsik, in der heutigen Türkei, geboren und starb um 1005 in Narek. Papst Franziskus werde die Messe für die Armenier nicht im armenischen Ritus, sondern im lateinischen Ritus feiern, hieß es dazu im Vatikan. Die armenisch-katholische Kirche löste sich im 18. Jahrhundert von der Armenischen Kirche und wurde von Papst Benedikt XIV. (1740-58) anerkannt. Ihre rund 550.000 Gläubigen leben heute in den Staaten des Nahen Ostens, haben aber auch eigene Gemeinden in Europa und in Übersee. Der Gottesdienst findet hundert Jahre nach Beginn der Massenvertreibung der Armenier durch die Osmanen statt. Bislang ist unklar, ob und wie der Papst bei diesem Anlass darauf eingehen wird. Papst Franziskus hatte mehrfach an das Leid der christlichen Armenier im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs erinnert. Bei einem Treffen mit Nerses Bedros XIX. am 3. Juni 2013 hatte er die Massaker und Todesmärsche als "ersten Genozid der Geschichte" bezeichnet. Die Türkei hatte daraufhin offiziell Beschwerde eingelegt und den Papst-Botschafter ins Außenministerium von Ankara einbestellt.
(KNA - pkokl-89-00099)
Stichwort: Genozid an den Armeniern
Bonn (KNA) Zwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Armenier ermordet. Während Historiker vom "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts" sprechen und der türkischen Regierung die Verantwortung zuweisen, räumt die Türkei bislang lediglich ein, dass es Massenvertreibungen und gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben habe. In deren Folge seien Hunderttausende gestorben. Hintergrund des Völkermords waren Versuche der 1909 an die Macht gekommenen nationalistischen Jungtürken, ein einheitliches Reich zu schaffen, Türkisch als Einheitssprache und den Islam als alleinige kulturelle und religiöse Basis durchzusetzen. Der Erste Weltkrieg lieferte die Gelegenheit, dieses Konzept durchzusetzen. Nach dem Scheitern der türkischen Offensive gegen Russland im Januar 1915 begann am 24. April die systematische Verfolgung: Zu Tausenden wurde die Elite der Armenier verhaftet und hingerichtet; Zehntausende starben auf Todesmärschen. Nach dem Ende des Weltkriegs leiteten die westlichen Siegerstaaten Prozesse ein. Ein Istanbuler Kriegsgericht konnte beweisen, dass die Verbrechen zentral vorbereitet wurden. Es verurteilte 17 Angeklagte zum Tode; 3 Hinrichtungen wurden vollzogen. Die Haupttäter flohen, einige wurden später von armenischen Attentätern ermordet. Mittlerweile haben 22 Staaten den Genozid offiziell anerkannt, darunter Frankreich, Italien und die Niederlande. 1985 erschien der Begriff "Armenian genocide" in einem offiziellen Papier der UNO. Der Deutsche Bundestag sprach 2005 lediglich von "Deportationen und Massakern". Der umstrittene Begriff "Völkermord" wurde nicht im eigentlichen Antragstext, wohl aber in der Begründung verwendet. Hintergrund sind die traditionell engen Beziehungen zur Türkei und die große türkische Bevölkerungsgruppe in der Bundesrepublik. Das Deutsche Kaiserreich war im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet; deutsche Generäle waren bei Planung und Durchführung der Aktionen beteiligt.
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