Aiman Mazyek: Flüchtlingsströme sind kein "Naturereignis"
KNA 14.07.2015
Köln (KNA) Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, hat davor gewarnt, Flüchtlingsströme weltweit als isolierte Vorgänge wahrzunehmen. "Das ist kein Naturereignis", sagte Mazyek am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. Flucht sei eine Folge von instabilen Verhältnissen in einem Staat oder von Krieg, zum Beispiel dem Golfkrieg.
Am Beispiel Libyens habe sich gezeigt, dass nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi vor drei Jahren die Weltgemeinschaft keine ausreichende "zivilgesellschaftliche Unterstützung" in dem Land geleistet habe. Libyen hat zwei rivalisierende Regierungen und versinkt im Chaos.
Als weiteres Beispiel verwies Mazyek auf Syrien. Große Mengen an Flüchtlingen aus dem Land hätten Schutz in Staaten wie der Türkei und dem Libanon gefunden. "Das heißt nicht, dass wir sofort in Deutschland Millionen Flüchtlinge aufnehmen sollen." Aber es sei ein Anlass, sich "ein bisschen in Demut" zu üben. Auch Deutschland müsse den Ankömmlingen Obdach bieten, auch wenn dies von manchen Vertretern in Gesellschaft und Politik nicht gern gehört werde.
Mit Blick auf die Debatte um Asylbewerber aus dem Balkan schlug Mazyek vor, direkt in den Staaten dort zu investieren, um Fluchtgründe gar nicht erst entstehen zu lassen. Zwar seien die staatlichen Strukturen etwa im Kosovo "sehr labil". Deutschland könne in dem fruchtbaren Land aber Bauern unterstützen, um ertragreichere Ernten einzufahren.
(KNA - pkrlo-89-00017)
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