Libanesischer Patriarch berät in Rom über Lage in Nahost
KNA 06.02.2015
Beirut/Vatikanstadt (KNA) Der Patriarch der libanesischen Maroniten Beschara Rai ist am Freitag von Papst Franziskus empfangen worden. Über Inhalte der Unterredung im Vatikan wurde laut libanesischen Medien zunächst nichts bekannt. Für Montag wird ein Treffen des Patriarchen und hoher Vatikanvertreter mit dem französischen Sondergesandten Jean-Francois Girault in Rom erwartet.
Girault hatte diese Woche im Libanon Gespräche mit Vertretern der unterschiedlichen politischen Parteien geführt, um eine Lösung im Patt bei den Präsidentenwahlen zu finden. Der Libanon ist seit acht Monaten ohne Staatsoberhaupt, weil sich das prowestliche Bündnis "Allianz des 14. März" und die zu Syrien orientierte "Allianz des 8. März" nicht auf einen Nachfolger für den am 25. Mai zurückgetretenen Michel Suleiman einigen können.
Girault ist beim französischen Außenministerium für Nahost- und Nordafrika-Angelegenheiten zuständig. Von 2006 bis 2009 war er Botschafter im Irak, zuvor in Syrien.
Patriarch Rai, der auch Mitglied des Kardinalskollegiums ist, wird am 25. Februar 75 Jahre alt und erreicht damit die vom Kirchenrecht vorgesehene Altersgrenze. Er leitet die mit Rom verbundene maronitische Kirche seit März 2011. In der Regel belässt der Papst die Leiter wichtiger Diözesen jedoch noch einige Zeit weiter im Amt.
Rai spricht sich für einen Übergangspräsidenten aus, damit ein Machtvakuum an der Staatsspitze verhindert werde. Eine vom Parlament beschlossene Verlängerung der Legislaturperiode bis Juli 2017 bezeichnet er als verfassungswidrig.
Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im religiös vielfältigen Libanon. Ihr religiöses Oberhaupt spielt traditionell auch eine wichtige Rolle in der libanesischen Politik. Seit einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten.
(KNA – pkmkq-89-00152)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.