Bedford-Strohm: Waffenlieferungen an Kurden sind notwendiges Übel
KNA 23.03.2015
Hamburg (KNA) Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat Waffenlieferungen an die Kurden im Irak verteidigt. "Die Anwendung von Gewalt ist immer mit Schuld verbunden. Und in wessen Hände die Waffen einmal kommen, weiß niemand", sagte Heinrich Bedford-Strohm am Sonntag im Interview mit Spiegel Online. "Aber Menschen unmittelbar vor Mord und unfassbarer Brutalität zu schützen, ist in dieser Situation nicht anders möglich."
Solange die Vereinten Nationen ihre Schutzrolle nicht übernähmen, müssten wohl Waffen an die kurdischen Peschmerga geliefert werden, fuhr der bayerische Landesbischof fort. "Denn deren Kämpfer waren die einzigen, die verhindert haben, dass christliche Dörfer komplett vom IS überrollt wurden."
Mit Blick auf die Ukraine warnte er allerdings vor einer militärischen Lösung. "Verhandlungen und Gespräche sind der einzige Weg, um die Gefahr einer neuen Eskalation des Ost-West-Konfliktes zu bannen. Auch wenn sie ein zähes Ringen bedeuten", sagte der Ratsvorsitzende und unterstützte ausdrücklich das Vorgehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Von den Muslimen forderte Bedford-Strohm, sich selbstkritisch mit den eigenen Traditionen und der Frage der Gewalt auseinanderzusetzen. Die Gemeinden könnten am besten Zugang zu gewaltbereiten Salafisten oder radikalisierten Jugendlichen finden und versuchen, sie "aus den Fängen fehlgeleiteter Ideologen zu befreien oder sie von vornherein dagegen zu immunisieren". Hier sehe er bei den Gemeinden eine wachsende Einsicht, dass sie handeln müssten.
Mit Blick auf Pegida betonte der Ratsvorsitzende, die evangelische Kirche zeige "klar Kante gegenüber jeder Form von Fremden- oder Islamfeindlichkeit". Oft seien es ja ausgerechnet Menschen, die gar keine Berührungspunkte mit Muslimen hätten, die gegen eine angebliche "Islamisierung des Abendlandes" wetterten. "Wir müssen also Begegnungsräume schaffen für Muslime und jene, die Angst vor ihnen haben."
Im Streit um das Kirchenasyl betonte Bedford-Strohm, die Kirchen wollten keinen zweiten Rechtsweg für sich beanspruchen. "Die Herrschaft des Rechts ist ein hohes Gut." Zugleich müsse es aber möglich sein, in bestimmten Härtefällen eine erneute Rechtsprüfung zu erreichen.
(KNA - pknmm-89-00014)
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