Studie: Islamfeindlichkeit in Deutschland wächst
KNA 08.01.2015
Gütersloh (KNA) Die Islamfeindlichkeit in Deutschland wächst, obwohl die meisten Muslime hierzulande Grundwerte wie Demokratie und Pluralität teilen. Das geht aus zwei am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Studien der Bertelsmann Stiftung hervor. Nach einer Umfrage vom November 2014 empfinden 57 Prozent der nicht-muslimischen Bundesbürger den Islam als Bedrohung, 4 Prozentpunkte mehr als 2012. 61 Prozent der Bundesbürger sagen, der Islam passe nicht in die westliche Welt (2012: 52 Prozent). 40 Prozent der Befragten fühlen sich durch Muslime wie Fremde im eigenen Land. Jeder Vierte will Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland verbieten.
Umgekehrt belegt eine Sonderauswertung Islam aus dem Religionsmonitor 2013 der Bertelsmann Stiftung eine starke Verbundenheit der Muslime zu den Grundwerten der Bundesrepublik. Sie zeigten sich mehrheitlich fromm und liberal zugleich. 90 Prozent der sich als religiös bezeichnenden Muslime in Deutschland hielten die Demokratie für eine gute Regierungsform. Einer Heirat unter Homosexuellen stimmten rund 60 Prozent von ihnen zu.
Die Angst der Deutschen vor dem Islam ist laut Stiftung dort am stärksten, wo wenige Muslime leben - so in Thüringen sowie in Sachsen. In den Bundesländern fühlen sich 70 Prozent der Bevölkerung vom Islam bedroht. In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden ist die islamkritische Pegida-Bewegung besonders stark. In Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel der Muslime wohnt, fühlen sich nach den Angaben dagegen nur 46 Prozent der Bürger vom Islam bedroht.
Das Islambild der Deutschen sei unbeeinflusst von politischer Orientierung, Bildungsniveau oder Sozialstatus, so die Stiftung. Entscheidender seien Alter und persönlicher Kontakt zu Muslimen. So fühlten sich von den über 54-Jährigen 61 Prozent durch den Islam bedroht, von den unter 25-Jährigen aber nur 39 Prozent.
Nach Ansicht der Migrationsbeauftragten der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), widerlegt die Studie, dass Muslime in Parallelgesellschaften leben. Weiter nannte sie es in Berlin bedenklich, dass die Ablehnung in Regionen mit wenigen Muslimen am größten sei. Dies zeigten auch die Pegida-Demonstrationen.
Die Co-Autoren der Studie, Kai Hafez und Sabrina Schmidt, kritisierten, dass der Islam undifferenziert und nicht als Bereicherung wahrgenommen werde. Die Muslime würden mit Frauenunterdrückung, Gewaltbereitschaft, religiöser Intoleranz und Demokratie-Unfähigkeit in Verbindung gebracht, sagte Schmidt der in Bonn erscheinenden "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Für das schlechte Islam-Image machten die Autoren auch eine verzerrte Berichterstattung verantwortlich. "Das führt dazu, dass ein großer Teil der Leute vom Islam nichts anderes hört als IS, Gewalt, Salafisten", so Hafez. Der Religionsmonitor basiert nach den Angaben auf repräsentativen Umfragen in verschiedenen Ländern. Zudem wurde Ende November 2014 eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid gestartet.
(KNA - pklks-89-00055)
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