Kermani: Islam bietet "verheerendes und fürchterliches Bild"
KNA 24.08.2015
Köln (KNA) Nach Worten des diesjährigen Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, bietet der Islam gegenwärtig ein "verheerendes und fürchterliches Bild". Das Kernproblem sei "ein völliger Bruch mit seiner geistigen, spirituellen und ästhetischen Tradition", sagte der Schriftsteller und Orientalist dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag). Das begründe eine Form von Neid auf das Christentum. "Nicht im kleinlichen Habenwollen. Aber was ich sehe, ist: Das Christentum hat seine Tradition ungleich besser bewahrt als der Islam."
Kermani nannte es ein Missverständnis zu glauben, der Islam müsse erst einmal in der Moderne ankommen. "Der Fundamentalismus wendet sich gerade gegen die Tradition und will sie abschaffen, indem er an einen behaupteten Uranfang zurückkehrt und sich vermeintlich authentisch auf den Koran bezieht, dabei aber eine 1.400-jährige Deutungsgeschichte negiert. Diese Ausrottung der eigenen Tradition ist das eigentlich Erschütternde, wenn man heute islamische Länder bereist."
Kermani warnte die christlichen Kirchen davor, die ästhetische Dimension ihrer Religion zu vernachlässigen. "Mir scheint, ein wesentlicher Grund für den Bedeutungsverlust des Christentums in unseren westlichen Gesellschaften liegt darin, dass die Kirchen so wenig auf die Form achtgeben, nicht nur, aber gerade auch in den Gottesdiensten." Religion sei "nicht primär eine Verstandestätigkeit, sondern eine Herzensangelegenheit".
(KNA - pksml-89-00150)
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