Steinmeier warnt vor Pauschalvorwürfen gegen Religion
KNA 03.02.2015
Nürnberg (KNA) Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat angesichts weltweiter Krisen vor einer pauschalen Schuldzuweisung an Religionen gewarnt. "Religion den Spaltpilz zu nennen ist ein gefährlicher Vorwurf", sagte er am Montag in Nürnberg beim Besuch der im vergangenen Jahr niedergebrannten evangelischen Kirche Sankt Martha. Man müsse sich vor Demagogen hüten, die ein-fache Antworten auf schwierige Fragen vorgaukelten.
Lockrufe dieser Art hätten eines gemeinsam, so Steinmeier weiter. "Immer sind die anderen schuld." Die Debatte sei von Gegensätzen geprägt, als müsse sich die Demokratie vor dem Islam hüten und umgekehrt. Auch wenn die Welt mancherorts bedrohlich wirke, schließe das eine das andere nicht aus, betonte der Außenminister. "Es gibt eine Demokratie, die dem Islam Raum gibt und einen Islam, der der Demokratie Raum gibt. Unsere Herausforderung ist, den Beweis dafür anzutreten."
Zugleich gab Steinmeier zu bedenken, dass Religion und Demokratie trotzdem eine klare Abgren-zung brauchten. Religion vertrage sich mit Demokratie, könne förderlich für sie sein und an der einen oder anderen Stelle inspirieren. "Wir dürfen den Glauben aber nicht zum Gegenstand von Politik werden lassen", sagte der SPD-Politiker. Von seinen Mitmenschen wünsche er sich, dass "jeder im Hier und Jetzt für Versöhnung eintritt, auch wenn das anstrengend ist".
Wenn er im Ausland auf Pegida angesprochen werde, erzähle er vom Engagement der Deutschen für die Flüchtlinge, vor allem vom Engagement der Kirchen, sagte Steinmeier. "Deutschland nimmt Anteil und schaut nicht weg." Die Solidarität, die die Kirche Sankt Martha nach dem Brand erfahren habe, könne weit über Nürnberg hinaus ein Ansporn sein. "Wir dürfen die Augen vor den Menschen nicht verschließen, die auf uns angewiesen sind", so der Sozialdemokrat.
In der Nacht zum 5. Juni vergangenen Jahres war die Nürnberger Kirche Sankt Martha nahezu komplett niedergebrannt. Etwa 130 Tonnen Schutt und Asche wurden seither aus einer der ältesten Kirchen Nürnbergs geschafft. Die Ermittler gehen von einem technischen Defekt als Brandursache aus. Nach Angaben der Gemeinde sind bisher über 100.000 Euro Spenden eingegangen.
(KNA - pkmkm-89-00153)
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