Patriarch: IS von Politik- und Wirtschaftsinteressen gesteuert
KNA 25.02.2015
Kairo (KNA) Hinter der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) stehen nach Meinung des koptischen Patriarchen von Alexandrien, Ibrahim Isaac Sidrak, nicht nur einzelne Fanatiker oder Gruppen, sondern womöglich ganze Regierungen. Klar erkennbar verfolge die IS-Führung eigene politische und wirtschaftliche Interessen, sagte Sidrac dem spanischsprachigen katholischen Pressedienst Aciprensa (Mittwoch). "Sie wird bezahlt und tut das, was die Geldgeber von ihr fordern", so der Patriarch der mit Rom unierten Kirche.
Die USA und Europa hätten über lange Zeit den Warnungen, dass die Zustände im Nahen Osten auch zu ihnen überschwappen könnten, nicht geglaubt, so Sidrak. "Doch nun sehen wir, was in Paris passiert ist und wie alle bedroht werden." Dass der Nahe Osten derzeit komplett zerstört werde, sei Ergebnis eines "weltweiten Egoismus", der für das Erreichen einer Lösung des Konflikts überwunden werden müsse. Der Westen dürfe sich nicht länger nur für Waffenexport und Öl interessieren.
Sidrak sprach sich gegen ein Eintreten Ägyptens in einen Krieg gegen "IS" aus. Trotz der bislang erfolgten "spontanen" Gegenschläge wolle das ägyptische Volk, auch die muslimische Mehrheit, eindeutig Frieden: "Wir haben den Krieg probiert - und niemand gewinnt, sondern alle verlieren", so der koptisch-katholische Patriarch.
Die 21 jungen Kopten, die Mitte Februar von der libyschen IS-Terrormiliz grausam hingerichtet wurden, hätten "starken Glauben" gehabt und seien darin auch für ihn selbst Vorbilder, betonte Sidrak. Statt der Logik der Terroristen zu folgen und Angst zu haben sollten die Christen klar denken, das Wohl aller suchen und "Liebe zum Leben" fördern. Sidrak bilanziert: "Wir sind wieder in die Zeiten der ersten Märtyrer zurückgekehrt."
(KNA - pkmmp-89-00130)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.