Fastenmonat Ramadan bedeutet eine harte Bewährungsprobe
KNA 18.06.2015
Von Christoph Arens (KNA)
Bonn (KNA) Für die 1,4 Milliarden Muslime weltweit hat am Donnerstag die wichtigste Zeit des Jahres begonnen: der Fastenmonat Ramadan. 29 Tage lang, bis zum 17. Juli, dürfen sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken - was in diesem Jahr eine harte Probe bedeutet. Denn die Fastenzeit fällt hierzulande direkt in den Hochsommer, es ist lange hell und es könnte warm werden.
Ramadan bedeutet "der heiße Monat". Das Wort hat arabische Wurzeln, die "brennende Hitze und Trockenheit" bedeuten. Gemeint ist damit wohl das Hitzegefühl im Magen, das vom Durst erzeugt wird.
In Deutschland müssen Muslime diesmal rund 16 Stunden am Tag fasten. Die Vorschriften sind ziemlich streng: Ein einziger Schluck Wasser oder ein Zug von einer Zigarette gelten bereits als Bruch der Fastenregeln. Noch schwerer haben es Fastende in Skandinavien. Dort bleiben nur drei Stunden Zeit zum Essen und Trinken.
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender, der nur zehn Monate mit jeweils 30 Tagen kennt. Deshalb verschiebt sich der Monat Ramadan 10 oder 11 Tage pro Jahr nach vorne und durchschreitet allmählich alle Jahreszeiten.
Etwa 60 bis 70 Prozent der Muslime in Deutschland machen nach Schätzungen mit beim Fasten. Bis zum Sonnenuntergang heißt es für sie: keine Nahrung, keine Flüssigkeit, keinen Streit und auch keinen Sex.
"Nur wer das Fasten ohne gesundheitlichen Schaden durchführen kann, ist zu diesem Gebot verpflichtet", versichert das Internetportal islam.de. "Wenn die Voraussetzung für das Fasten erfüllt ist, nämlich die körperliche Fitness, ruft die fehlende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme vom Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auch keine gesundheitlichen Schäden für den Fastenden hervor. Zudem bewirkt der Verzicht auf Nahrung, dass man weniger Durst verspürt."
Besorgt zeigten sich am Donnerstag dennoch die Kinder- und Jugendärzte in Deutschland. "Dieses Gebot schädigt die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen", erklärte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln. Pubertierende gälten im Islam als mündig und müssten wie Erwachsene tagsüber auf Essen und Trinken verzichten, kritisierten die Ärzte. Kinder vor der Pubertät würden ermutigt, so viele Tage zu fasten, wie sie können.
Insbesondere der Verzicht auf Flüssigkeit belastet nach Ansicht der Ärzte die Minderjährigen. "Kinder können noch weniger als Erwachsene ihren Flüssigkeitsbedarf in den Nachtstunden decken und dann für die langen Tage speichern", so der BVKJ. Die Ärzte appellieren an die muslimischen Eltern, ihren Kindern auch tagsüber Wasser oder ungesüßte Tees anzubieten. Der Ramadan könne aber dazu genutzt werden, "um von Limo, Fruchtsaftgetränken, Eistee und Cola auf gesundes Wasser umzustellen".
Besonders schwerfallen wird den Muslimen der diesjährige Fastenmonat aber nicht nur wegen der Jahreszeit. "Derzeit werden die islamische Welt und die Muslime weltweit heimgesucht von schweren kriegerischen und sozialen Erschütterungen, von Uneinigkeit und Zwietracht", erklärte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, im Vorfeld. "Wir bitten Gott, uns Zuflucht vor diesen Heimsuchungen zu gewähren, und wir bitten Ihn, all denen die Herzen zu öffnen und zu stärken, die Frieden und Eintracht zurückbringen wollen."
Auch die Sprecherin des Koordinationsrats der Muslime, Nurhan Soykan, erinnerte am Donnerstag an das "Leid und das Elend" der Menschen in vielen islamischen Ländern, die "nicht nur hungern mussten, sondern auch ihr Hab und Gut, ihre Angehörigen und ihre Heimat" verloren hätten. "Lasst uns den diesjährigen Ramadan zum Anlass nehmen, uns in Barmherzigkeit zu üben und uns der vielen Waisenkinder anzunehmen, die unbegleitet nach Deutschland kommen und Pflegefamilien suchen. Selbst wenn wir nicht selbst ein Kind aufnehmen können, können wir vielleicht anderen dabei helfen oder zumindest finanziell unterstützen", sagte sie.
(KNA - pkqls-89-00205)
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