Gabriel: Offener Diskurs über Rolle und Verantwortung des Islam
KNA 19.01.2015
Berlin (KNA) Der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel fordert eine offene Diskussion über die Rolle und die Verantwortung des Islam in Deutschland. Es gehe darum, "das nicht Tolerierbare einer gewaltbereiten und intoleranten Auslegung des Islam in die Schranken zu weisen," schrieb Gabriel am Wochenende in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel". Darauf aber seien bislang weder Muslime noch Nicht-Muslime in Deutschland vorbereitet.
"Ein Einwanderungsland muss mit den Zumutungen zurechtkommen, die aus der Verschiedenheit der kulturellen Prägungen seiner Bürgerinnen und Bürger entsteht", schrieb Gabriel. Dafür sei es wichtig, dass Deutschland als demokratisches Land auch Unangenehmes und Ängstigendes anspreche. Wenn dies mit "Klarheit" und ohne "unverständliche Verbiegungen" geschehe, "nehmen wir den Rechtspopulisten viel von ihrem Propagandastoff".
Zugleich nannte Gabriel konkrete Anforderungen an einen modernen Islam, darunter die Gleichheit von Frauen und Männern, gleiche Rechte für Schwule und Lesben und eine "Überwindung des offenen wie des verdeckten Judenhasses". Der Islam müsse zudem akzeptieren, dass er "wie jede andere Religion oder Weltanschauung ganz selbstverständlich Gegenstand von Kritik und Selbstkritik ist", so Gabriel. Es reiche nicht aus, Gewalt auszuschließen. "Wer für den Islam spricht, muss auch im Denken abrüsten. Das Wort "Ungläubige", wo Anders- und Nichtgläubige gemeint sind, gehört nicht zum Wortschatz einer pluralen Gesellschaft."
Für problematisch hält Gabriel auch die "ultrakonservativen, teils fundamentalistischen Diskurse in vielen Moscheegemeinden, die bis hin zur offenen Hasspredigt reichen". Diese Gemeinden verhinderten die Öffnung eines Teils der muslimischen Gesellschaft für eine Kultur der Freiheit. Weltoffene Muslime schrecke dies ebenso ab wie die Mehrheit der Nicht-Muslime. Folge sei eine "islamistische Selbstisolation und Radikalisierung".
(KNA - pkllr-89-00017)
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