Deutsche Islamkonferenz berät über Wohlfahrtsverband
KNA 13.11.2015
Sankt Pölten/Bagdad (KNA) 70 Experten aus 30 Ländern diskutieren vom 23. bis 25. November im österreichischen Sankt Pölten über die Zukunft des Archivwesens. Schwerpunkt ist die geplante Ko-operation des Internationalen Zentrums für Archivforschung (ICARUS) mit Archiven des Nahen Ostens. Deren Ziel ist es, den Archiven im Nahen Osten zu helfen, ihre Bestände trotz Kriegs und Terrors und den damit einhergehenden katastrophalen Lebensumständen sicher zu bewahren.
Prominentester Teilnehmer der Tagung ist Patriarch Louis Raphaël I. Sako, Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche mit Sitz in Bagdad. Mit ihm reisen auch Weihbischof Schlemon Warduni und der irakische Dominikaner Nagib Michael an. Unter Einsatz seines Lebens brachten Nagib und seine Mitarbeiter im Sommer 2014 zahlreiche historische Dokumente des 13. und 14. Jahrhunderts auf der Flucht vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) von Mossul und Karakosch nach Erbil in Sicherheit.
Die Dominikaner im Nordirak haben sich schon seit Jahren neben der Seelsorge auf die Digitalisie-rung und Archivierung wertvoller historischer Schriftstücke spezialisiert. Dafür hatten sie in ihrem Ordenshaus in Karakosch ein eigenes Studio eingerichtet. "Die Hälfte der Originale existiert heute nicht mehr", so Nagib.
ICARUS-Präsident Thomas Aigner, Leiter des Diözesanarchivs Sankt Pölten, betonte, zum Glück habe man ein über Jahre gewachsenes, weltumspannendes Netzwerk an Partnern aufgebaut. Nun müsse man all diese Kräfte und Expertise bündeln, um den Kollegen in der Krisenregion bestmöglich zur Seite zu stehen.
Seit 2008 haben sich rund 170 Institutionen aus Europa und Übersee für gemeinsame Digitalisie-rungsprojekte unter dem Dach von ICARUS versammelt. Zweimal jährlich finden Treffen in einer der Partnerstädte statt. Zu Beginn der Tagung gibt Andreas Schmidt-Colinet vom Institut für klassische Archäologie der Uni-versität Wien einen Überblick über die aktuelle Situation der Archivbestände im Irak. Sie seien mo-mentan wie alle Kulturgüter der Region durch illegalen Handel gefährdet. Der systematische Raub und Verkauf von Kulturgütern rangiere mittlerweile nach Waffen- und Drogenhandel an dritter Stelle der internationalen Kriminalstatistik. Schmidt-Colinet forschte bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 30 Jahre lang im syrischen UNESCO-Weltkulturerbe Palmyra, das kürzlich vom IS teilweise gesprengt wurde.
(KNA - pllln-89-00012)
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