UN-Flüchtlingskommissar: Lage syrischer Flüchtlinge "untragbar"
KNA 31.03.2015
Genf/Kuwait (KNA) Auf der Geberkonferenz in Kuwait hat der Flüchtlingshochkommissar der Verein-ten Nationen, Antonio Guterres, ein dramatisches Bild des Syrienkonflikts gezeichnet. Vier Jahre nach Beginn des Aufstands drohe die Lage bei den Flüchtlingen zu kippen, erklärte Guterres in einer am Dienstag verbreiteten Stellungnahme. Die Verarmung nehme zu, die Hälfte der Kinder erhalte keine Schulbildung, es gebe ernsthafte Lücken bei der Gesundheitsversorgung. "Die Situation wird untragbar", sagte der UN-Vertreter wörtlich.
Von den mehr als 3,9 Millionen syrischen Flüchtlingen in Anrainerstaaten benötigten 2 Millionen Nah-rungsmittelhilfe zum Überleben, so Guterres. Ein Drittel der Menschen habe keine zureichende Un-terkunft, im Libanon und in den städtischen Regionen Jordaniens sogar 50 Prozent. Zwei Drittel der Familien in Jordanien lebten unter der absoluten Armutsgrenze von weniger als umgerechnet 1,30 Euro pro Person und Tag. In anderen Ländern sehe es ähnlich aus.
Guterres äußerte sich besorgt über die internationale Spendenbereitschaft. Die Ressourcen der Auf-nahmeländer um Syrien seien "gefährlich überstrapaziert". Die internationale Hilfe halte mit den An-forderungen bei weitem nicht Schritt.
Der UN-Flüchtlingshochkommissar verwies auf die hohe Zahl der Flüchtlinge im Libanon. Würde Deutschland ebenso viele Schutzsuchende im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl aufnehmen, wären dies 22,5 Millionen, so Guterres. Die Türkei habe bislang 6 Milliarden US-Dollar an Direkthilfe ausgegeben und Flüchtlingen den Weg auf den Arbeitsmarkt eröffnet. Der Irak habe Syrer aufge-nommen, obwohl es im Land bereits 2,5 Millionen neue Binnenvertriebene seit 2014 gebe.
Für syrische Zivilisten werde es immer schwieriger, Sicherheit zu finden. Eine wachsende Zahl sei gezwungen, weite Reisen zu unternehmen. Guterres verwies auf die 15.000 Flüchtlinge, die allein seit Januar über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen suchten. Für die 480 in diesem Jahr ertrunkenen Bootsflüchtlinge machte der UN-Vertreter ein unzureichendes europäisches Such- und Rettungsprogramm verantwortlich.
(KNA - pknnl-89-00054)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.