Ökumene-Gipfel zur Konzilsvorbereitung in Istanbul
KNA 28.08.2015
Istanbul (KNA) Zur Vorbereitung eines Panorthodoxen Konzils beginnt an diesem Samstag in Istanbul eine Versammlung von rund 140 orthodoxen Bischöfen. Das Treffen auf Einladung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel dauert bis Mittwoch (2. September). Geplanter Eröffnungstermin des Konzils ist Pfingsten 2016; es wäre das erste Großtreffen orthodoxer Bischöfe seit über einem Jahrtausend.
Als letztes Konzil, auf dem Vertreter der Ost- und Westkirche gemeinsam über Glaubensfragen berieten, gilt das Zweite Konzil von Nicäa (heute Iznik südlich von Istanbul) im Jahr 787. In der Orthodoxie wird teilweise auch das Vierte Konzil von Konstantinopel 879/880 als ökumenisches, also gesamtkirchliches, Konzil gewertet.
Eine Zusammenkunft aller orthodoxer Kirchenführer ist seit 1961 geplant, konnte bislang jedoch nicht umgesetzt werden. Wegen zahlreicher ungelöster Kontroversen gibt es Zweifel, ob der Zeitplan eingehalten werden kann. Auch die Themenauswahl bleibt strittig. Die russisch-orthodoxe Kirche besteht darauf, nur solche Fragen zu behandeln, denen alle nationalen orthodoxen Kirchen zustimmen. Ein wesentlicher Konfliktpunkt ist ihr Verhältnis zur ukrainisch-orthodoxen Kirche.
Die Idee eines ersten panorthodoxen Konzils in der Neuzeit wurde von Patriarch Joachim III. von Konstantinopel (1878-1884 und 1901-1912) auf den Weg gebracht. Er lud mit zwei Rundschreiben 1902 und 1904 die orthodoxen Schwesterkirchen zu einer engeren Zusammenarbeit ein. Nach einem ersten Treffen orthodoxer Kirchenvertreter 1923 in Istanbul wurde 1930 auf Athos eine Vorbereitungskommission für ein Konzil gegründet. Seither tagten mehrere panorthodoxe Versammlungen auf Rhodos und in der Schweiz, seit 1976 als "Vorkonziliare panorthodoxe Konferenz".
Im März 2014 gaben die auf Einladung von Patriarch Bartholomaios I. in Istanbul versammelten orthodoxen Kirchenführer bekannt, 2016 an gleicher Stelle ein Konzil zu halten. Dabei soll es voraussichtlich neben Fragen des liturgischen Kalenders und des Eherechts vor allem um Probleme gehen, die sich aus der Bildung neuer eigenständiger Kirchen und aus der Auswanderung von Gläubigen ergeben.
(KNA - pksms-89-00072)
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