Katholiken und Kopten wollen Beziehungen wiederbeleben
KNA 11.05.2015
Von Johannes Schidelko (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Viele Jahre lag der ökumenische Dialog zwischen der katholischen Kirche und den Kopten im Argen. Nach einem vielversprechenden Auftakt am 10. Mai 1973, mit einem weitreichenden gemeinsamen Glaubensbekenntnis, tat sich lange nichts - was vor allem, wenn auch nicht nur politische Ursachen hatte. Später trug die Ägypten-Reise von Johannes Paul II. (1978-2005) zu einer wesentlichen Entkrampfung bei. Einen Neustart erlebten die Beziehungen schließlich mit einem Besuch des neuen Patriarchen Tawadros II. zum 40. Jahrestag, am 10. Mai 2013, im Vatikan. Und dieser Termin soll künftig zum festen Gedenktag der koptisch-katholischen Freundschaft werden.
Zu diesem Tag richtete Papst Franziskus jetzt eine Botschaft an den Kopten-Papst in Kairo. Wenige Stunden später rief Tawadros II. den Papst in Rom an; die beiden führten ein langes Gespräch über die erreichten Gemeinsamkeiten und die noch bevorstehenden Aufgaben. Und ebenfalls am Sonntag feierte die koptische Gemeinde Roms in ihrer Behelfskirche im Stadtteil Tiburtina einen Gottesdienst, bei dem der für Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch die Botschaft des Papstes verlas.
1973 waren mit Paul VI. (1963-1978) und Schenuda III. (1971-2012) erstmals die Oberhäupter der seit dem Konzil von Chalcedon 451 getrennten Kirchen zusammengekommen. In einer gemeinsamen Erklärung bestätigten sie sich den gleichen Glauben - in unterschiedlichen Formulierungen. Sie betonten weitreichende Übereinstimmungen im Kirchen- und Sakramentenverständnis. Bei dem Treffen wurde eine gemeinsame Dialogkommission eingerichtet. Etliche Aussagen der gemeinsamen Erklärung hatte Schenuda III. schon zwei Jahre zuvor bei einer Ökumene-Konferenz in Wien in einer christologische Formel vorgelegt - gerade einen Monat vor seiner Patriarchenwahl.
Bald nach dem Dialogstart geriet die Annäherung jedoch ins Stocken. Dazu trugen protokollarische Differenzen bei Kirchenkonferenzen in Europa, vor allem aber politische Auseinandersetzungen in der Heimat bei. Der Kopten-Papst legte sich mit Ägyptens Staatschef Anwar al-Sadat an, warf ihm diktatorische Tendenzen vor. Dieser entzog ihm daraufhin die staatliche Anerkennung und verbannte ihn 1981 ins Wüstenkloster Deir Anba Bischoi. Erst vier Jahre später wurde er von Sadats Nachfolger Husni Mubarak begnadigt.
Zum Weihnachtsfest am 6. Januar 1985 hielt Schenuda III. eine triumphale Rückkehr nach Kairo. Neuen Schwung in die zwischenkirchlichen Beziehungen brachte der Besuch von Johannes Paul II. im Februar 2000 am Nil. Neben der Pilgerfahrt zum Mosesberg Sinai besuchte er auch das Oberhaupt der mit rund zwölf Millionen Gläubigen größten christlichen Gemeinschaft des Nahen Ostens in dessen Kairoer Amtssitz.
Ein spürbarer Durchbruch erfolgte dann unter dem neuen Patriarchen Tawadros II. Wenige Monate nach seiner Wahl, im Mai 2013, kam er für fünf Tage nach Rom, um mit dem neuen Papst Franziskus den 40. Jahrestag des Kirchengipfels von 1973 zu würdigen. Das damalige Treffen und die gemeinsame Erklärung seien ein "Meilenstein" der Ökumene nach Jahrhunderten des Misstrauens und der Ausgangspunkt für eine Annäherung der Katholiken an die ganze Familie der Ostkirchen gewesen, hieß es. Beide lobten die "exzellenten Beziehungen" zwischen den Kirchen. Sie sollten im Dienste des Friedens in der Welt immer enger werden.
Zum 42. Jahrestag würdigte Papst Franziskus die wiedergefundenen Gemeinsamkeiten. Die Gemeinschaft zwischen beiden durch die gemeinsame Taufe verbundenen Kirchen sei zwar noch unvollkommen. Aber was wir gemeinsam haben, ist größer als das, was uns trennt", betonte der Papst. Zugleich erinnerte er daran, dass sie heute besonders durch eine "Ökumene des Blutes" verbunden seien. Er verwies dabei auf die vor wenigen Wochen in Libyen ermordeten ägyptischen Kopten.
In dem Telefonat zum 42. Jahrestag ging es auch um praktische Fragen, etwa um den Termin des Osterfestes. Er wird zwischen den Kirchen in Ost und West, die sich nach unterschiedlichen Kalendern richten, mit bis zu fünf Wochen Differenz gefeiert. Für eine Vereinheitlichung hatten sich Tawadros II. wie auch andere ostkirchliche Patriarchen wiederholt stark gemacht, und auch Rom ist interessiert. Eine Lösung steht allerdings noch aus.
(KNA - pkpll-89-00154)
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