Armenische Kirche
KNA 17.03.2015
Warschau (KNA) Mit mehr als 1.700 Jahren Tradition als Staatsreligion ist Armenien die erste christ-liche Nation in der Geschichte. Im Jahr 301 wurden der armenische König Trdat III. und seine Untertanen getauft. Die armenische Kirche, der die große Mehrheit der Armenier bis heute angehört, zählt wie die Kopten, die Äthiopier, die syrische Kirche und die indischen Thomas-Christen zu den altorientalischen Kirchen. Diese sind sowohl von Rom als auch von den orthodoxen Kirchen getrennt, weil sie die Lehre des Konzils von Chalcedon (451) von den zwei Naturen Christi nicht annahmen.
Als Armenien politisch unter aufeinanderfolgenden Territorialherrschaften aufgeteilt wurde, wurde die Kirche zunehmend zu einem Eckpfeiler armenischen Bewusstseins. Nach dem von Türken verübten Völkermord an den Armeniern, bei dem ab 1915 zwischen 600.000 und 1,5 Millionen Menschen umkamen, wanderten viele Armenier in die USA, nach Frankreich und Argentinien aus.
Traditioneller Hauptsitz der Kirche ist Etschmiadzin in der Republik Armenien, die 1991 aus der Sowjetrepublik Armenien hervorging. Seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft hat die armenisch-apostolische Kirche die Stellung einer Quasi-Staatskirche zurückerhalten. In Armenien sind Kirche und Nation eng miteinander verbunden, da die Kirche den Zusammenhalt des Volkes durch Jahrhunderte der Bedrohung und Verfolgung garantiert.
Von den heute 2,5 Millionen in der Republik lebenden Armeniern und den rund sechs Millionen Auslands-Armeniern gehört die überwiegende Mehrheit der armenischen Kirche an. Der in Etschmiadzin residierende Patriarch trägt den Titel Katholikos. Mit der armenisch-apostolischen Kirche führte der Vatikan in den vergangenen Jahren erfolgreiche ökumenische Gespräche, die zu einer weitgehenden theologischen Annäherung führten.
Zudem gibt es eine mit Rom verbundene (unierte) armenisch-katholische Kirche, die den Gottesdienst nach dem armenischen Ritus feiert. Ihr Oberhaupt ist Patriarch-Katholikos Nerses Bedros XIX. von Kilikien (75). Er residiert im Kloster Bzommar im Libanon.
Finanziell ist die armenische Kirche vom Geld aus der Diaspora, insbesondere den USA, abhängig. Der christliche Staat Armenien ist infolge eines anhaltenden Bevölkerungs-Exodus und wegen seiner Konflikte mit den islamischen Nachbarn in Aserbaidschan wirtschaftlich geschwächt und auch politisch krisenanfällig.
(KNA - pknlr-89-00114)
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