Bischöfe rufen zur Hilfe für Flüchtlinge auf
KNA 25.02.2015
Von Christoph Arens (KNA)
Hildesheim (KNA) Es war eine Geste mit einem internationalen Medienecho: Als Pegida-Demonstranten Anfang Januar durch die Kölner Innenstadt zogen, gingen am Dom die Lichter aus. Dompropst Norbert Feldhoff hatte entschieden, dass Pegida sich nicht im Glanz der bekanntesten deutschen Kathedrale sonnen sollte.
Ähnlich klar fielen auch die Wortmeldungen katholischer Bischöfe aus: Mit Schlagworten und Transparenten werde "keine vernünftige Debatte geführt", so der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Über Islam, Flüchtlinge und Einwanderung könne man diskutieren, "aber nicht auf diesem Niveau", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick äußerte Mitte Dezember, Christen dürften bei den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" erst gar nicht mitmachen. Und der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle kritisierte, es sei "eine bizarre Konstellation, wenn Menschen, die mit überwiegender Mehrheit keiner christlichen Kirche angehören, sich zur Rettung des christlichen Abendlandes aufschwingen".
In großer Einmütigkeit fordern die Bischöfe die Christen in Deutschland auf, stattdessen Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen zu helfen - am Mittwoch erneut bei ihrer Vollversammlung in Hildesheim. Die katholischen Bistümer und Hilfswerke in Deutschland haben im Jahr 2014 mehr als 73 Millionen Euro für Flüchtlinge bereitgestellt. Viele Bistümer, Verbände und Gemeinden entwickelten Hilfskonzepte: Ehrenamtliche streichen Wohnungen, organisieren Deutschkurse oder helfen bei Einkäufen. Klöster haben Flüchtlinge aufgenommen. Alle Bistümer haben ihre Fonds für Flüchtlinge aufgestockt.
Eine breite Bewegung ist entstanden. Der Dresdner Bischof Heiner Koch zeigte sich überzeugt, dass Pegida unfreiwillig sogar zu einem wachsenden Engagement der Katholiken für Flüchtlinge geführt hat. Beispiele gibt es viele: Seit Monaten etwa unterstützt ein Netzwerk aus Freiwilligen der katholischen Kirchengemeinde Sankt Rochus und Augustinus in Bonn die sechsköpfige Familie Alrebdawi aus Syrien. Die 76-jährige Helferin Doris Mohr zum Beispiel gibt privaten Deutschunterricht, begleitet die Familie zum Arzt oder ins Museum.
In Salzweg vor der Toren Passaus bietet Mouna Sabbagh über die örtliche Caritas eine Asyl- und Sozialberatung für Flüchtlinge an. Sabbagh ist selbst Syrerin und als Kind mit ihren Eltern nach München gekommen. In ihrer Arbeit für die 90 Flüchtlinge wird die Sozialpädagogin von einem Kreis aus Ehrenamtlichen unterstützt.
Bei aller Klarheit allerdings sind sich die Kirchenoberen bewusst, dass Religiöses bei Pegida eine Rolle spielt. Immerhin beruft sich die Bewegung bereits in ihrem Namen auf das "Abendland", also eine maßgeblich durch das Christentum bestimmte Größe. Es gehe aber gar nicht um die Inhalte der Religion; Kreuze, Kirchtürme und christliche Lieder würden lediglich gegen islamische Symbole wie Kopftücher und Minarette in Stellung gebracht, schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kürzlich.
Doch der Kölner Dompropst Feldhoff hat nach der "Licht aus am Dom"-Aktion die Erfahrung gemacht, dass es "auch unter Katholiken extreme Positionen" gebe. Man könne sich durchaus Sorgen um einen Religionskrieg machen. Auch mehrere katholischen Bischöfe sehen in dieser Strömung durchaus ein ernstzunehmendes Problem für die Kirche, das sich mit dem Abflauen der Pegida-Demonstrationen nicht erledigt. Die Angst vor der Vielfalt und Unübersichtlichkeit der Moderne treibe manche Katholiken in Richtung der Bewegung.
Mittlerweile sieht Bischof Koch allerdings bei Pegida in Sachsen eine Grenze überschritten: Nach der Spaltung verfolge die Bewegung unter der erneuten Führung von Lutz Bachmann eine "Rechtsradikalisierung in Wort und Stil", so der Dresdner Bischof. Er sehe für Christen jetzt endgültig keine Rechtfertigung mehr, dort mitzumachen.
Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link: kna-bild.de/paket/150225-89-00137
(KNA - pkmlk-89-00171)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.