Studie: Zwei Drittel der Syrer in extremer Armut
KNA 10.03.2015
Damaskus (KNA) Vier Jahre Kämpfe in Syrien haben laut einer Studie zu einem "ruinösen Abstieg in die Armut" geführt. Inzwischen lebten 64,7 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut, heißt es in dem Bericht "Entfremdung und Gewalt - Folgen der Syrien-Krise", den das Syrische Zentrum für Poli-tikforschung in Damaskus am Dienstag veröffentlichte. Die Arbeitslosenquote stieg demnach auf 57,7 Prozent. 50,8 Prozent der Schulkinder besuchen keinen Unterricht mehr.
Dramatisch sei die soziale Lage in den Konfliktgebieten, so der Bericht. Landesweit seien 30 Prozent der Syrer unter die Grenze zur Verelendung gerutscht und nicht mehr imstande, für das tägliche Essen aufzukommen. Die Zahl der Toten seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im März 2011 beziffert die Forschungsstelle mit 210.000. Weitere 840.000 Menschen hätten Verletzungen erlitten. Damit seien 6 Prozent der Bevölkerung getötet, verstümmelt oder verwundet worden. Die Lebenserwartung bei Geburt sank von 75,9 Jahren im Jahr 2010 auf jetzt 55,7 Jahre.
Das Bildungssystem kollabiere derzeit, hieß es weiter. Die Einschränkungen im Schulbetrieb in den Kriegsgebieten sorgten für ungleiche Bildungschancen. Auch die Qualität des Unterrichts nehme ab. Inzwischen verliere die Hälfte der syrischen Kinder drei Jahre Schulunterricht.
Auch auf den Arbeitsmarkt habe der Bürgerkrieg schwere Auswirkungen. Die Arbeitslosenrate stieg laut der Studie von 14.9 Prozent im Jahr 2011 auf jetzt 57,7 Prozent. 2,96 Millionen Syrer verloren ihren Job aufgrund der Auseinandersetzungen. Zugleich erzeuge der Konflikt eigene Wirtschaftsbe-reiche. Vor allem junge Syrer versuchten, sich mit "konfliktbezogenen Unternehmen" und illegalen Aktivitäten über Wasser zu halten.
Die Bevölkerungszahl sank den Angaben zufolge von 20,87 Millionen im Jahr 2010 auf 17,65 Millionen Ende 2014. Mehr als die Hälfte aller Syrer (52,8 Prozent) lebten nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zuhause. 6,8 Millionen hielten sich als Binnenvertriebene in Syrien auf und hätten teils mehrere Ortswechsel hinter sich. 33,3 Millionen seien ins Ausland geflohen, davon 35,1 Prozent in die Türkei, 34,5 Prozent in den Libanon, 18,7 Prozent nach Jordanien und 6,9 Prozent in den Irak.
(KNA - pknlk-89-00202)
Studie: Syrien-Konflikt kostete Wirtschaft 180 Milliarden Euro
Damaskus (KNA) Der seit vier Jahren andauernde Syrien-Konflikt hat bislang wirtschaftliche Verluste von 202,6 Milliarden US-Dollar (Tageskurs 181,1 Milliarden Euro) verursacht. Diese Zahl nannte das Syrische Zentrum für Politikforschung in Damaskus in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Demnach wurden 2,96 Millionen Syrer durch den Konflikt arbeitslos. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vergangenen Jahr um 9,9 Prozent und büßte 46,1 Milliarden Dollar ein.
Auch die Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts veränderte sich laut dem Bericht "Entfremdung und Gewalt - Folgen der Syrien-Krise" dramatisch. Öffentliche Investitionen gingen 2014 um 17 Prozent zurück. Öffentliche und private Investitionen zusammen machten demnach 10,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und lagen damit unter der Abschreibung.
Der Staatsverbrauch, also staatliche Verwaltungs- und Sachleistungen einschließlich der Gehälter für den öffentlichen Dienst, nimmt demgegenüber einen immer breiteren Anteil am Bruttoinlandsprodukt ein: Von 17,6 Prozent im Jahr 2010 stieg er auf zuletzt 28,1 Prozent. Somit ist der öffentliche Dienst inzwischen die größte Einkommensquelle für Beschäftigte. Dabei ging auch der Staatsverbrauch an sich 2014 um 9 Prozent zurück.
Der private Konsum in Syrien schrumpfte gegenüber 2010 um 41,7 Prozent, allein um 11 Prozent im vergangenen Jahr. Zugleich stiegen nach der Kürzung staatlicher Subventionen für Grundnahrungsmittel die Verbraucherpreise im dritten Quartal 2014 um 10,3 Prozent und um weitere 22 Prozent im vierten Quartal. 64,7 Prozent der Bevölkerung leben dem Forschungszentrum zufolge mittlerweile in extremer Armut. Sie seien nicht mehr imstande, ausreichend Nahrungsmittel zu kaufen.
(KNA - pknlk-89-00136)
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