Wissenschaftler: Jemen-Konflikt lädt sich stärker religiös auf
KNA 07.04.2015
Köln (KNA) Der Politikwissenschaftler Guido Steinberg befürchtet, dass die Kämpfe im Jemen in einen religiösen Konflikt münden. Noch seien die Auseinandersetzungen ein reiner Machtkampf, sagte Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik am Dienstag im Deutschlandfunk. Mit dem Vorrücken der Rebellen im Süden könne sich das ändern. Die Huthi-Rebellen sind wie der frühere Präsident, Ali Abdallah Salih, schiitische Zaiditen. Sie stellten 30 Prozent der Landesbevölkerung und lebten ausschließlich im Norden, sagte Steinberg. Die Bewohner im Süden dagegen seien sämtlich den Sunniten zuzuordnen. Da die Rebellen nun immer weiter Richtung Süden vormarschierten, gewinne der Konflikt eine immer stärkere religiöse Dimension. Einige der Bewohner im Süden würden den Konflikt bereits unter religiösen Gesichtspunkten annehmen. Befeuert werde der Konflikt zudem von den Saudis als sunnitischer und vom Iran als schiitischer Führungsmacht, so der Wissenschaftler. "Das große Problem ist tatsächlich auch, dass die Nachbarstaaten in diesen Konflikt etwas hereinlesen, was meines Erachtens nicht so stark ausgeprägt ist. Saudi-Arabien sieht den Iran am Werk, während ich doch eher der Auffassung bin, dass die Huthis ein lokaler Akteur sind." Nach Ansicht von Steinberg kann die Auseinandersetzung nicht militärisch gelöst werden. "Die Luftangriffe können nicht bewirken, dass die Huthi-Rebellen gestoppt werden", sagte er. Außerdem könnten die Rebellen nicht erreichen, dass der geflohene Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi wieder eingesetzt werde. "Es kann nur darum gehen, die Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen."
(KNA - pkokr-89-00022)
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