Syrischer Pfarrer: Verfolgung im Namen Gottes ist absurd
KNA 04.02.2015
Hamburg (KNA) Der Pfarrer der Syrisch-Orthodoxen Kirche Sankt Maria und Sankt Shmuni in Hamburg, Moses Dogan, hat vor einer weiteren Radikalisierung der Menschen im Nahen und Mittleren Osten gewarnt. Angesichts des "brutalen und bestialischen Vorgehens" vieler Akteure in der Region sei eine Verbesserung der Lage nicht in Sicht, Freiheit und Demokratie blieben eine Utopie, sagte Dogan am Dienstagabend bei der 51. Ökumenischen Sankt-Ansgar-Vesper in der Hamburger Hauptkirche Sankt Petri.
Dogan erinnerte daran, dass der Vordere Orient als die "Wiege der Zivilisation" gelte, doch jetzt herrschten dort "archaische Verhältnisse". "Es fehlt an Verständnis dafür, dass Vergeben und Teilen, Verzeihen und Verschenken Grundelemente des gemeinschaftlichen Lebens sind", so der Pfarrer, der vor zehn Jahren nach Deutschland kam. Vor allem die Christen in seinem Heimatland Syrien und im Irak hätten unter der zunehmenden Gewalt zu leiden.
Wenn er auf die aktuelle Entwicklung schaue, habe er wenig Hoffnung, dass die Christen in der Region eine langfristige Zukunft haben, so der Geistliche weiter. Trotz der Verfolgung und Unterdrückung würden viele Christen ihre Heimat aber nicht verlassen. "Sie sehnen sich nach Religionsfrei-heit und Toleranz", sagte Dogan. Der syrische Pfarrer kritisierte die religiösen Rechtfertigungen für Krieg und Gewalt im Nahen Osten. Es sei absurd, wenn Menschen im Namen Gottes verfolgt und getötet würden. Der Mensch sei das Ebenbild Gottes, es sei ein Kern des christlichen Glaubens, dass jedes Leben zu achten und zu bewahren ist.
Die von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Hamburg (ACKH) organisierte Sankt-Ansgar-Vesper wird jährlich am 3. Februar, dem Patronatstag des "Apostels des Nordens" gefeiert. Zugleich erinnert das Erzbistum Hamburg mit der Sankt-Ansgar-Woche an den Benediktinermönch und Bis-tumsgründer Ansgar (um 801-865).
(KNA - pkmko-89-00023)
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