Bestürzung in Italien über Gewaltexzess auf Flüchtlingsboot
KNA 17.04.2015
Rom (KNA) Mit Bestürzung und Appellen zum Dialog haben die katholische Bischofskonferenz und die islamische Gemeinde in Italien auf den mutmaßlich religiös motivierten Gewaltexzess auf einem Flüchtlingsboot reagiert. "Wir stehen vor einer neuen Dimension im Flüchtlingsdrama", sagte der Leiter der Flüchtlingsseelsorge der Bischofskonferenz, Giancarlo Perego, laut der italienischen Tageszeitung "Avvenire" (Freitag). Der Vorfall sei ein "Drama der Verzweiflung". Perego warnte davor, den religiösen Hass hierbei als Motiv in den Vordergrund zu stellen.
In Italien waren am Donnerstag 15 muslimische Flüchtlinge aus dem Senegal und der Elfenbeinküste unter dem Vorwurf des Totschlags festgenommen worden. Sie sollen laut Augenzeugenberichten während der Überfahrt nach Europa zwölf christliche Mitreisende aus Nigeria und Ghana aus religiösem Hass über Bord geworfen haben.
Der Präsident der Vereinigung der islamischen Gemeinden Italiens, Izzedin Elzir, verurteilte den Vorfall als "Barbarei" und "Höchstmaß an Unmenschlichkeit". Zugleich rief er die Politik zum Handeln auf. Sie müsse ihre "Kultur der Gleichgültigkeit" aufgeben. Elzir verwies dabei auf eine entsprechende Äußerung von Papst Franziskus.
Der in der Bischofskonferenz für Flüchtlinge zuständige Kardinal Francesco Montenegro rief laut "Avvenire" zum Dialog der Religionen auf. Andernfalls würden Mauern entstehen, die höher als die Berliner Mauer seien, so der Erzbischof von Agrigent auf Sizilien.
(KNA - pkolr-89-00074)
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