Enthauptung von Christen sorgt weltweit für Entsetzen
KNA 16.02.2015
Bonn (KNA) Mit Entsetzen haben Politiker und Religionsvertreter auf die Enthauptung koptischer Christen durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reagiert. "Sie wurden ermordet, weil sie Christen sind", sagte Papst Franziskus am Montag im Vatikan. "Das Blut unserer christlichen Brüder ist ein Zeugnis des Aufschreiens, ganz gleich ob es Katholiken, Orthodoxe, Kopten oder Lutheraner sind: Sie sind Christen, die mit ihrem Blut Christus bekennen", so Franziskus.
Die Deutsche Bischofskonferenz sprach von "unfassbarem Terror". Den Tätern seien Menschenleben nichts wert, sagte Sprecher Matthias Kopp in Bonn. "Gewalt im Namen Gottes ist mit nichts und in keiner Religion zu rechtfertigen." Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief über den Kurznachrichtendienst Twitter zum Gebet für die Opfer auf.
Ein Video, das seit Sonntagabend im Internet kursiert, zeigt offenbar die Hinrichtung von 21 entführten ägyptischen Kopten durch den "Islamischen Staat" an einem Strand nahe Tripolis. Beim Vergeltungsangriff durch Ägypten am Montagmorgen sollen laut Medienberichten Dutzende IS-Kämpfer getötet worden sein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in einem Telegramm ihr Beileid aus und bekräftigte ihre Unterstützung im Kampf gegen den IS-Terror. Die Bundesregierung verurteile "diesen barbarischen Terrorakt auf das Schärfste", heißt es in dem Schreiben.
Die Opfer seien Gastarbeiter auf dem Heimweg nach Ägypten gewesen, sagte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, laut "Bild.de". Es habe nie eine Lösegeldforderung gegeben, und die Behörden in Ägypten hätten nicht geholfen. Die Islamisten machten den Alltag der koptischen Christen in der Region bereits seit Jahren "sehr, sehr schwer".
Der evangelische Landesbischof Hannovers, Ralf Meister, sprach den Kopten bei einem Besuch des koptisch-orthodoxen Klosters im westfälischen Höxter seine Anteilnahme aus. Er forderte alle Religionsgemeinschaften und Regierungen auf, religiösem Fanatismus und Hass zu widerstehen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnte vor weiterer Gewalt in der Region. "Die Kopten werden zum Spielball in einem tödlichen Machtkampf zwischen Ägypten und IS-Terroristen", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. Es gehe nicht um den Glauben, sondern der IS wolle Ägyptens militärisches Engagement gegen Islamisten "medienwirksam abstrafen".
Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens. Etwa eine weitere halbe Million Kopten lebt in anderen Ländern, davon schätzungsweise 6.000 in Deutschland.
Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link: kna-bild.de/paket/150216-89-00050
(KNA - pkmlq-89-00096)
Katholischer Patriarch: Ermordete Kopten sind Märtyrer
Vatikanstadt (KNA) Der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak von Alexandrien hat den Familien der in Libyen ermordeten Christen sein Beileid ausgesprochen. Die Toten seien "Märtyrer, die für ihren Glauben ihr Leben hingegeben hätten", sagte ein Sprecher seines Patriarchates dem vatikanischen Missionspressedienst "Fides" (Montag). Zugleich dankte Sidrak dem ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Farrah al Sisi und allen Behörden des Landes für ihre "rasche Antwort auf diesen Terrorakt".
Falls die Terrormiliz "Islamischer Staat" mit diesem Anschlag das Land spalten und Christen und Muslime in Ägypten auseinanderdividieren wollte, so sei diese Rechnung nicht aufgegangen, betonte der Patriarch. Im Gegenteil habe er die Angehörigen der beiden Religionen enger miteinander vereint. Die harte Verurteilung der Al-Azhar-Universität, die führende Ausbildungsstätte der sunnitischen Theologie, sei ein Beleg dafür. Und auch die Schläge der ägyptischen Luftwaffe auf IS-Ziele in Libyen zeige, dass für die Regierung alle ägyptischen Bürger gleich seien, so das mit Rom unierte Patriarchat. "Ägypten als Nation fühlt sich durch diesen blutigen Wahn der Terroristen getroffen".
Am Sonntag war im Internet ein Video des "IS" aufgetaucht, das die Enthauptung von 21 ägyptischen Kopten an einem Strand nahe Tripolis zeigen soll. Als Vergeltungsmaßnahme hatte Ägypten am Montagmorgen Luftangriffe gegen IS-Stellungen in Libyen geflogen.
Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Realistische Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den insgesamt rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens. Etwa eine weitere halbe Million Kopten lebt in anderen Ländern.
Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche ist seit 2012 Papst-Patriarch Tawadros II. von Alexandrien. Neben den orthodoxen Kopten gibt es eine mit Rom verbundene koptisch-katholische Kirche. Der Vatikan gibt ihre Mitgliederzahl mit 210.000 an; ihr Patriarch ist der 59-jährige Sidrak.
(KNA - pkmlq-89-00067)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.