Neue Hoffnung für orthodoxe Priesterschule in der Türkei
KNA 21.05.2015
Istanbul (KNA) Die griechisch-orthodoxen Christen in der Türkei schöpfen neue Hoffnung auf eine Wiedereröffnung ihrer seit 1971 geschlossenen Priesterhochschule Chalki bei Istanbul. Anlass ist ein neues Gesetz in Griechenland, das den Bau einer Moschee in Athen erlaubt, wie die türkisch-armenische Wochenzeitung "Agos" (Onlineausgabe Donnerstag) berichtet. Das Parlament in Athen hatte am Dienstag den Bau der Moschee im Stadtteil Votanikos erlaubt. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Bau einer Moschee in Athen zur Voraussetzung für die Neueröffnung von Chalki erklärt.
Die Anwältin des griechisch-orthodoxen Patriarchats in Istanbul, Kezban Hatemi, sagte laut "Agos" mit Blick auf Erdogans Vorbedingung, nun müsse auch der türkische Staat seinen eigenen Beitrag leisten. Erdogan hatte 2014 erklärt, an sich sei die Neueröffnung des Priesterseminars Chalki "kein Problem"; allerdings müsse Athen Wort halten und auch etwas für die Muslime in Griechenland tun. Das Seminar auf der Insel Heybeliada (griechisch: Chalki) bei Istanbul ist seit einem Urteil des türkischen Verfassungsgerichts 1971 geschlossen. Als Folge fehlt dem griechisch-orthodoxen Klerus in der Türkei der Nachwuchs, was den Fortbestand des eineinhalb Jahrtausende alten Patriarchates von Konstantinopel und der christlichen Gemeinden gefährdet. Da der türkische Staat nur türkische Staatsbürger als hohe Geistliche akzeptiert, muss das Patriarchat auf außerhalb der Türkei ausgebildete Geistliche zurückgreifen. Die EU und die USA fordern seit langem eine Wiedereröffnung der Hochschule.
(KNA - pkpml-89-00059)
Theologische Hochschule von Chalki
Istanbul (KNA) Die Theologische Hochschule auf Chalki war bis zu ihrer Schließung 1971 eine der weltweit bedeutendsten orthodoxen theologischen Lehranstalten. Chalki (türkisch Heybeliada, "Sattelinsel") gehört zu den Prinzeninseln in liegt in der Nähe von Istanbul im Marmarameer.
Anfänge des orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters auf der Insel liegen im 9. Jahrhundert. 1844 errichtete Patriarch Germanos IV. von Konstantinopel auf Erlass des Sultans dort ein Priesterseminar und eine Theologische Hochschule. Viele orthodoxe Gelehrte, Bischöfe und Patriarchen, darunter auch der derzeitige Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., absolvierten ihr Studium an der Hochschule mit Blick über die Prinzeninseln.
1964 untersagten die türkischen Behörden Ausländern das Theologiestudium auf Chalki. 1971 wurde das Seminar wegen eines Verbots privater Universitäten geschlossen; Chalki galt als Kaderschmiede des griechischen Nationalismus. 1998 sollte die Treuhandgesellschaft für Chalki aufgelöst werden; nach internationaler Kritik wurde diese Entscheidung rückgängig gemacht.
Seit Jahren gibt es ein Tauziehen zwischen dem Ökumenischen Patriarchat und der Regierung in Ankara um eine Wiedereröffnung von Chalki, die auch von der EU und den USA gefordert wird. Im März 2012 kündigte der damalige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan eine "baldige" Eröffnung an. Später knüpfte die Türkei daran die Bedingung, dass Griechenland dem Bau einer Moschee in Athen zustimmt; diese Bedingung wurde nun erfüllt.
2011 wurde Metropolit Elpidophoros Lambriniadis zum Rektor für Chalki ernannt. Das Kloster hat Pläne für ein Kongresszentrum. Frauen soll die Teilnahme an Lehre und Forschung durch Errichtung eines zusätzlichen Gebäudes erleichtert werden. Das künftige Lehrprogramm auf Griechisch und Englisch soll den Bologna-Standards entsprechen.
(KNA - nktmp-89-00015)
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